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Tolerant statt ignorant

Tolerant statt ignorant

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Eingangsbereich

Es hat sich einiges getan, denn die virtuelle Ausstellung ist um zwei neue Räume gewachsen. Fortan vermitteln die sechs Ausstellungsräume Grundlagenwissen über die Anfänge und Traditionen des Judentums, sie geben Einblicke in die Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens in Hessen, erklären aber auch die Formen des Antisemitismus – vom Antijudaismus bis hin zum israelbezogenen Antisemitismus.

Innerhalb der Ausstellung findest du vielfältige Informationen und interaktive Materialien. Du kannst selbst entscheiden, welchen Raum du betrittst und welche Objekte du dir genauer anschauen möchtest. Durch Scrollen und Wischen kannst du die einzelnen Inhalte anschauen. Auf vielen Bildern siehst du helle Kreise, hier kannst du weitere Informationen zu den Bildern und Inhalten einsehen.
Zur Orientierung hilft dir die Übersicht am rechten Bildrand und die Hinweisschilder in der Ausstellung.

Wenn du nicht am Computer sitzt, drehe dein Tablet oder Smartphone für eine optimale Ansicht.

Viel Spaß beim Erkunden der Ausstellung!

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Impressum

Hier findest du das Impressum.

Datenschutz

Hier findest du Informationen zum Datenschutz.

Unterrichtsmaterial

Hier finden Sie zu Raum 1, Raum 2, Raum 5 und Raum 6 begleitendes Unterrichtsmaterial.

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Impressum

Herausgeber
Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e. V.
Taunusstraße 52
65183 Wiesbaden
Internet: www.jugend-und-bildung.de

Vertretungsberechtigte
Dr. Alexander Jehn (Präsident)
Michael Jäger (Geschäftsführer)

Verlag
Eduversum GmbH
Taunusstraße 52
65183 Wiesbaden

Telefon: (0611) 50 50 92 00
Fax: (0611) 50 50 92 55
Internet: www.eduversum.de

Registereintrag:
Eintragung im Handelsregister
Registergericht: Amtsgericht Wiesbaden
Registernummer: HRB 25555

Umsatzsteuer-ID:
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer gemäß § 27a Umsatzsteuergesetz:
DE260102330

Online-Streitbeilegung gemäß Art. 14 Abs. 1 ODR-VO: Die Europäische Kommission stellt eine Plattform zur Online-Streitbeilegung (OS) bereit, die Sie unter https://ec.europa.eu/consumers/odr/ finden.

Hinweis nach § 36 VSBG: Es besteht keine Bereitschaft und keine Verpflichtung zur Teilnahme an Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherschlichtungsstelle.

Verantwortlich für die Inhalte (§ 55 Abs. 2 RStV):
Michael Jäger, Taunusstraße 52, 65183 Wiesbaden

Konzept, Projektleitung und Redaktion
Charlotte Höhn (verantwortlich), Minalde Wagner, Tabea Schwinn
E-Mail: redaktion@jugend-und-bildung.de

Fachliche und pädagogische Beratung
Dr. Alexander Jehn (Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung), Dr. Klaus Bott (Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus), Dr. Christopher Dietz (Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus), Daniel Janssen (Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus), Annika Nord (Kultusministerium Hessen), Gottfried Kößler, Manfred Levy (Jüdisches Museum Frankfurt), Ann-Christin Wegener (Landesamt für Verfassungsschutz Hessen)

Redaktionsschluss
Dezember 2022

Texte
Yasmin Rosengarten, Linus Birrel, Raquel Erdtmann

Rechtshinweis
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Über den Raum

„Antisemitismus ist nicht an die Anwesenheit von Jüdinnen und Juden gebunden und hat nichts damit zu tun, wie sie sind oder was sie tun.“ - Soziologin Julia Bernstein.

Noch immer stellt Antisemitismus eine Bedrohung für unsere Gesellschaft dar. Antisemitismus unterscheidet sich von anderen Formen der Diskriminierung dadurch, dass er mehr als Vorurteile und Stereotype, sondern eine grundlegende Haltung zur Welt und eine bestimmte Weltanschauung darstellt. Antisemitismus richtet sich gegen Personen und Gruppen, die als „jüdisch“ wahrgenommen und denen zumeist negative Eigenschaften zugeschrieben werden, gegen religiöse Einrichtungen und jüdische Gemeinden. Er äußert sich in Hass, Anfeindungen, Benachteiligung, aber auch direkter Gewalt.

Antisemitische Stereotype und Feindbilder sind langlebig und werden wieder und wieder recycelt. Über Jahrhunderte haben sich Judenfeindschaft und die Beweggründe dahinter stets gewandelt. In der Antike und im Mittelalter wurde die Judenfeindschaft noch religiös begründet (mehr dazu hier). Es entstanden allerlei Legenden und Mythen mit dem Ziel, das Judentum vom Christentum abzugrenzen. Juden hätten etwa angeblich die Brunnen vergiftet und damit die Pest verursacht. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der moderne Antisemitismus und eine neue Legende entstand: die „jüdische Weltverschwörung“, die nach der Herrschaft und Unterdrückung der Nichtjuden streben würde (mehr dazu hier). Bis heute spielt die Behauptung, Jüdinnen und Juden hätten eine angebliche Übermacht in der Politik und Wirtschaft, eine zentrale Rolle in einer antisemitischen Weltanschauung. Eine weitere Form der Judenfeindschaft, der Antizionismus, richtet sich gegen die Existenz des jüdischen Staates. Antizionismus richtet sich nicht gegen Jüdinnen und Juden als einzelne Personen, sondern gegen den Staat Israel. Das erlaubt seinen Anhängern, Antisemitismus weit von sich zu weisen.

Antisemitismus äußert sich im Alltag auf vielfältige Weise. Seien es Drohungen und Hasskommentare im Internet, die Verbreitung von antisemitischen Bildern in Musik und Medien oder tatsächliche Gewalt. Antisemitismus ist keine auschließlich rechte Randerscheinung. In der breiten Gesellschaft trifft man auf antisemitische Einstellungen und Aussagen, etwa in Form angeblicher Kritik an Israel oder der Verharmlosung des Holocaust. Welche Erfahrungen machen Jüdinnen und Juden in Deutschland? Welche Bedeutung spielt Antisemitismus in ihrem eigenen Alltag?
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Datenschutz

Der Schutz Ihrer Daten ist für uns wichtig, und wir nehmen unsere Verantwortung hinsichtlich der Sicherheit Ihrer personenbezogenen Daten sehr ernst.
Wir verpflichten uns zum Schutz Ihrer personenbezogenen Daten wie auch zur Transparenz darüber, welche Daten wir über Sie erfassen und zu welchem Zweck wir diese verwenden.

Um den neuesten Änderungen in der Datenschutzgesetzgebung auf Basis der am 25. Mai 2018 europaweit in Kraft tretenden Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) zu entsprechen und unsere Verpflichtung zur Transparenz aufzuzeigen, haben wir unsere Datenschutzerklärung aktualisiert.
Am Umgang mit Ihren Daten ändert sich dabei jedoch grundsätzlich nichts. Wenn Sie genauere Einzelheiten erfahren möchten, schauen Sie sich unsere Datenschutzrichtlinien an unter: https://jugend-und-bildung.de/datenschutz/

Kontaktadresse für datenschutzrelevante Anfragen:
redaktion@jugend-und-bildung.de

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Antisemitische Vorfälle der letzten Jahre

„Für Juden in Deutschland ist Antisemitismus alltäglich geworden. Vor allem im Internet schlägt uns ungehemmter Hass entgegen.“ – Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland („Antisemitismus ist Alltag geworden“, Artikel der „Jüdischen Allgemeine“, 27. Mai 2020)  

In der jährlichen Polizeistatistik werden viele gegen hier beheimatete Juden und jüdische Einrichtungen gerichtete Straftaten als „politisch motiviert“ oder als „Protest gegen die Politik Israels“ erfasst. In den letzten Jahren nehmen verbale Angriffe auf Jüdinnen und Juden wie Drohmails, Sachbeschädigung und Angriffe auf offener Straße zu. Die Anzahl der gemeldeten Vorfälle steigt – viele werden aber nicht angezeigt. Die Gründe sind vielfältig. Nach einer Studie der EU zu „Diskriminierung und Hasskriminalität gegenüber Jüdinnen und Juden“ (2019) gaben 39 Prozent der Befragten an, in den letzten fünf Jahren Opfer von antisemitischer Belästigung gewesen zu sein. Die Mehrheit, fast 80 Prozent, meldete die Vorfälle nicht bei der Polizei. Nahezu die Hälfte meldete die Vorfälle nicht, da sie das Gefühl hatte, dass sich dadurch nichts ändern würde, oder sie den jeweiligen Vorfall für nicht ausreichend schwerwiegend sah. Antisemitismus ist allgegenwärtig, etwa in Raptexten, die den Holocaust verharmlosen, Beleidigungen sowie Bedrohungen im Alltag oder auch dann, wenn auf Demonstrationen antisemitische Parolen gerufen werden.
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Die Statistik bildet antisemitische Straftaten ab, die aus einer politischen Motivation heraus begangen werden. Diese sind im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent gestiegen. Die Statistik erfasst jedoch bloß Straftaten, die zur Anzeige gebracht und strafrechtlich verfolgt wurden. Die Dunkelziffer von antisemitischen Vorfällen dürfte hoch sein.

Der hohe Anteil der Straftaten, die rechts motiviert sind, kommt unter anderem zustande, da hier alle fremdenfeindlichen und antisemitischen Straftaten erfasst werden, die einen Bezug zum Nationalsozialismus erkennen lassen, etwa die Nutzung von NS-Symbolen.  

Ab 2017 wird in der Statistik zwischen politisch motivierter Kriminalität mit „ausländischer“ und „religiöser Ideologie“ unterschieden. Der „ausländischen Ideologie“ werden alle Straftaten zugeordnet, bei denen davon auszugehen ist, dass eine aus dem Ausland stammende nichtreligiöse Weltanschauung der Tat zugrunde liegt – unabhängig von einer Staatsangehörigkeit.
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Antisemitismus wird in der Gesellschaft als eine steigende Bedrohung angesehen. Doch wie verbreitet sind antisemitisches Gedankengut und antisemitische Einstellungen in der Gesellschaft? In einer Umfrage des Jüdischen Weltkongresses (August 2019) bestätigten knapp 80 Prozent die Aussage, dass Juden genau so seien wie alle anderen Menschen, aber 25 bis 40 Prozent stimmte auch antisemitischen Aussagen zu.

Denkanstoß: Die Mehrheit der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Juden genau so seien wie alle anderen. Doch zeitgleich bejahen bis zu 40 Prozent der Befragten antisemitische Aussagen, Vorurteile und Stereotype. Wie passt das zusammen und wie kann es zu diesen widersprüchlichen Ergebnissen kommen?
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Maxim, Diana und Illya sind jüdisch und berichten von ihren persönlichen Erfahrungen mit antisemitischen Anfeindungen und teilweise sogar Angriffen – Illya betont, dass vor allem durch die Corona-Pandemie die Verbreitung von antisemitischen Verschwörungsideologien in sozialen Medien zugenommen hat.
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„Antisemitismus im Alltag - und wie junge Juden in Deutschland damit umgehen", hochgeladen am 27. Januar 2022 von „ZDFheute Nachrichten"

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Am 9. Oktober 2019, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, verübte ein Rechtsextremist in Halle einen Terroranschlag auf die Synagoge. Er versuchte, in das Gebäude einzudringen, um sämtliche versammelten Menschen zu ermorden. Der versuchte Massenmord scheiterte nur, da es ihm nicht gelang, in die Synagoge einzudringen. Er erschoss eine Passantin vor dem Gebäude und auf seiner Flucht einen weiteren Menschen. Vor seiner Tat veröffentlichte der Täter sämtliche Informationen zum geplanten Anschlag im Internet und übertrug seine Tat per Livestream.  

Der Anschlag erschütterte die gesamte Gesellschaft und rückte die Bedrohung von Antisemitismus erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Wie nahmen Jüdinnen und Juden den Anschlag und die darauffolgende Aufmerksamkeit wahr?
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„Zu Jom Kippur schalten Jüd*innen ihr Handy aus und nutzen keine Elektrizität. Das habe ich gestern auch getan. Im Laufe des Gebets hat mich eine Bekannte nach dem Attentat gefragt, aber erst am Abend nach Jom Kippur habe ich mehr dazu erfahren. Ich finde es falsch, diese Tat als eine Einzeltat oder Überraschung darzustellen, denn der Antisemitismus ist in den vergangenen Jahren gewachsen, es gab schon viele rechtsradikale Anschläge und viele Attentäter*innen. […] Es reicht nicht zu sagen: ‚Wir sind bestürzt.‘ Mit tatenlosen Solidaritätsbekundungen kann ich mittlerweile wenig anfangen.

Ich bin damit aufgewachsen, dass jüdische Institutionen selbstverständlich bewacht werden, dass vor jeder jüdischen Institution, ob Kindergarten oder Synagoge, Sicherheitspersonal steht. […] Das Wichtigste ist, dass wir keine Angst haben. Angst macht fahrlässig, aber wir müssen achtsam sein. Ich will mich nicht wegekeln lassen aus meinem Heimatland. Gleichzeitig kann ich verstehen, wenn jüdische Menschen sich unsicher fühlen und enttäuscht sind. Für mich ist Wegziehen keine Lösung. Auch wenn an einem Tag wie heute die Rede nur von dieser Tat ist, bewegt uns mehr als Antisemitismus.“
„Junge Jüdinnen nach Anschlag in Halle: ‚Ich will mich nicht wegekeln lassen aus meinem Land‘“, Artikel vom 10. Oktober 2019 von ze.tt
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Über den Raum

Juden siedelten sich ab dem 1. Jahrhundert im gesamten Römischen Reich an. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich aus dem Jahr 321 für Köln. Entlang des Rheins und Mains entstanden erste Gemeinden im Lauf des 10. und 11 Jahrhunderts. Da Juden der Zugang zu den Handwerkszünften verboten war, ebenso der Erwerb landwirtschaftlicher Flächen, konzentrierte sich ihre Ansiedlung auf größere Handelsstädte. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten daher nur wenige jüdische Familien in der Provinz.

Bis zur bürgerlichen Gleichstellung lebten Jüdinnen und Juden in den Städten in geschlossenen Siedlungen. In Frankfurt wurde zum Beispiel 1462 die Judengasse errichtet. Hier lebten Jüdinnen und Juden bis 1796. Nach deren Auflösung im frühen 19. Jahrhundert siedelten sie sich im ganzen Stadtgebiet an, die Ärmeren zogen in das benachbarte Ostend. Die berühmte Rindswurst von Gref-Völsing ist übrigens eine Kreation für die jüdische Kundschaft gewesen.

Es bildeten sich nun auch größere Gemeinden in Hessen. Juden unterstützten soziale Stiftungen, Bildungseinrichtungen und die Kultur. So entstanden zum Bespiel in Frankfurt durch das Engagement jüdischer Bürger die Universität, der Palmengarten, der Hauptbahnhof, die Alte Oper, das Clementinen-Kinderkrankenhaus und die Frankfurter Allgemeine Zeitung wurde gegründet. Die jüdischen Inhaber der Schuhfabrik Schneider waren die alleinigen Sponsoren der Eintracht Frankfurt bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten. 1933 zählte die jüdische Gemeinde circa 30.000 Mitglieder, rund sieben Prozent der Bevölkerung Frankfurts. Damit war sie prozentual die größte Gemeinde in Deutschland. Als die amerikanische Armee 1945 Frankfurt befreite, lebten nur noch etwa 100 Juden in der Stadt.
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Über den Raum

Nach heutigen Angaben leben weltweit über 14,5 Millionen Jüdinnen und Juden. Das Judentum gehört zu den fünf großen Weltreligionen. Doch nicht jede Jüdin und jeder Jude ist in einer Gemeinde organisiert oder lebt streng religiös. „Jüdisch zu sein“, bedeutet mehr, als bloß der jüdischen Religion anzugehören. Das Judentum zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus und historische Entwicklungen prägen bis heute die verschiedenen Strömungen und das Selbstverständnis von Jüdinnen und Juden.

Die religiösen Grundlagen und Gebote, Traditionen und Bräuche spielen im Alltag und der Lebenswelt von Jüdinnen und Juden eine unterschiedliche Rolle. Die Auseinandersetzung mit einem gerechten Miteinander sowie der sich umgebenden Welt und Natur sind dagegen oftmals fest im Leben verankert. Woraus bestehen die zentralen Inhalte des Judentums?

Der folgende Raum verschafft dir einen Überblick über die Verbreitung des Judentums, dessen religiöse Grundlagen sowie einen Einblick in moralische, ethische Fragen, mit denen sich das Judentum beschäftigt. Wodurch zeichnet es sich aus, „jüdisch“ zu sein? Welche religiösen Aspekte liegen dem Judentum zugrunde und welche Rolle spielt das im Alltag und in der allgemeinen Lebensplanung?
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Jüdisch sein ist mehr als nur das Ausleben einer religiösen Praxis und das Festhalten an religiösen Geboten. Auf die Frage: "Was bedeutet jüdisch?" gibt es vielseitige Antworten. Sieht man sich als Religionsgemeinschaft oder doch eher als eine Kulturgemeinschaft an? Geht es um die Werte, die man teilt oder eine gemeinsame Herkunft?

Gemeinschaftliche Erfahrungen, Kultur, Orte und Erlebnisse spielen im jüdischen Leben eine große Rolle. Sie sind für viele Jüdinnen und Juden zentrale Anknüpfungspunkte, wenn die Frage gestellt wird: "Was ist jüdisch?"

In der Reportage "Jung. Jüdisch. Deutsch. - Was heißt das eigentlich?" besucht ein Reporter jüdische Jugendliche und tauscht sich darüber aus, was es für sie individuell bedeutet jüdisch zu sein.
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"Jung. Jüdisch. Deutsch. - Was heißt das eigentlich?", hochgeladen am 29. November 2017 von "reporter"

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Ausstellungsraum 3

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Erfahrungen junger Jüdinnen und Juden

Durch das Internet hat die Verbreitung antisemitischer Hetze stark zugenommen. Die offenen verbalen und körperlichen Attacken kommen aus allen politischen Lagern. Viele Eltern raten ihren Kindern deshalb davon ab, zum Beispiel in der Öffentlichkeit die Kippa zu tragen. „Jude“ ist wieder ein Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen geworden und Kinder und Jugendliche, ob jüdisch oder nicht, die im jüdischen Sportverein Makkabi Frankfurt trainieren, müssen sich nach Spielen von gegnerischen Mannschaften als „Scheißjuden“ beschimpfen lassen. Jüdische Jugendliche müssen sich ständig zum Thema Nahostkonflikt und der Politik Israels äußern, obwohl sie deutsche Staatsbürger sind. So wird gezielt ein Gefühl des Nichtdazugehörens von den Täterinnen und Tätern erzeugt.
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Antisemitismus tritt im Alltag in vielen verschiedenen Formen auf. Ob es sich um Diskriminierungen und Beleidigungen auf offener Straße handelt oder auf dem Schulhof und in den sozialen Medien, Antisemitismus betrifft sämtliche Lebensbereiche.

Fünf junge Jüdinnen und Juden sprechen darüber, was es für sie persönlich bedeutet, Jude in Deutschland zu sein. Sie berichten über Anfeindungen und Vorurteile.
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"So fühlen sich junge Juden in Deutschland", hochgeladen am 14. Juni 2018 von "Deutschland3000"

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Immer wieder hört man, dass „Jude“ besonders an Schulhöfen als Schimpfwort genutzt wird. In einer Straßenumfrage spricht die Amadeu Antonio Stiftung mit Jugendlichen über „Jude“ als Schimpfwort. (Amadeu Antonio Stiftung, hochgeladen am 12. Februar 2020)  

Denkanstoß: Ist dir „Jude“ schon einmal als Beleidigung begegnet? Wie hast du darauf reagiert und wie sollte man darauf reagieren?
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"Straßenumfrage: "Du Jude" als Beleidigung?", hochgeladen am 12. februar 2020 von "Amadeu Antonio Stiftung"

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Ein Reporter besucht eine junge Jüdin an ihrer Schule. An der Lichtigfeldschule in Frankfurt sind nicht nur jüdische Schülerinnen und Schüler. Etwa ein Drittel sind christlich, muslimisch oder auch nicht gläubig. Sie und die Lehrer erzählen von ihrer Sorge und der Angst vor dem stetig wachsenden Hass gegenüber Jüdinnen und Juden.
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"Besuch in einer jüdischen Schule", hochgeladen am 18. April 2016 von "ARD-Morgenmagazin"

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Die Spieler des jüdischen Frankfurter Vereins Makkabi sind immer wieder antisemitischen Beleidigungen ausgesetzt. Einige Spiele müssen gar mit einem eigenen Sicherheitsdienst stattfinden. Die Spieler des Fußballvereins berichten über die Anfeindungen und Bedrohungen, denen sie tagtäglich ausgesetzt sind.
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"Antisemitismus im Fußball - die Angst trainiert mit", hochgeladen am 18. Februar 2020 von "SpiegelTV"

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Als im April 2018 die Rapper Kollegah und Farid Bang einen Echo für das beste Hip-Hop-Album erhielten, führte dies zu einer Diskussion über Antisemitismus und die Grenzen der Kunstfreiheit. Die Lieder des Albums enthalten neben sexistischen und rassistischen Texten auch einige explizit antisemitische Stellen. Dass die Künstler nun für dieses Album ausgezeichnet werden sollten, sorgte für großes Aufsehen. Wie weit darf die Freiheit von Künstlern gehen und wo hört sie auf? Insbesondere menschenverachtende Zeilen wie „unsere Körper sind definierter als von Auschwitzinsassen“, die gegenüber den Opfern des Holocaust herabwürdigend sind, standen im Mittelpunkt der Diskussion. 
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"Antisemitismus im Rap? Kollegah, Farid Bang", Beitrag von musstewissen Geschichte, hochgeladen am 25. April 2018

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Jüdische Siedlungsgeschichte im Mittelalter

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Die erste Blütezeit jüdischer Gemeinden entlang des Rheins gab es ab dem 10. Jahrhundert (Mainz, Trier, Worms, Speyer, etwas später in Bacharach, Bingen, Boppard). In der Handelsstadt Frankfurt gab es ab dem 12. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde, in Wiesbaden finden sich erste urkundliche Belege für das 14. Jahrhundert. Die jüdische Bevölkerung lebte über lange Zeit in den Städten und in den umliegenden Dörfern mit ihren christlichen Nachbarn zusammen. Doch das friedliche Zusammenleben wurde immer wieder gestört. So kam es Ende des 11. Jahrhunderts in Deutschland zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, nachdem der Papst zum Kreuzzug aufgerufen hatte. Eine zweite Welle der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung gab es, als Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa die Pest ausbrach, eine tödliche Krankheit, die sich keiner erklären konnte. Christliche Judenfeinde beschuldigten die jüdische Bevölkerung, die Brunnen vergiftet zu haben. Ab dem 15. Jahrhundert kam es in den Gebieten Deutschlands zu Unterdrückung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung.

Denkanstoß: Kennst du die Geschichte der jüdischen Gemeinde in deiner Stadt oder deinem Dorf?
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Judentum weltweit

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Im Jahr 2019 gehören weltweit über 14,5 Millionen Menschen offiziell dem Judentum beziehungsweise jüdischen Gemeinden an. Das Judentum gehört neben dem Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus zu den fünf großen Weltreligionen. Es entstand etwa 2000 Jahre vor Christus und ist die älteste monotheistische Religion. Aus dem Judentum heraus entstanden das Christentum und der Islam. Die Karte gibt dir einen ersten Überblick über die weltweite Verbreitung der jüdischen Bevölkerung. Du kannst dir die Ansicht der Karte auch vergrößern.

Die hier abgebildeten Angaben umfassen aber nur die offiziellen Mitglieder der jüdischen Gemeinden. Jüdinnen und Juden, die nicht Teil einer Gemeinde sind, können in den Statistiken nicht erfasst werden.
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Wie haben sich die weltweiten Zahlen in Lauf der letzten hundert Jahre entwickelt?
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Es kam im Lauf des 20. Jahrhunderts immer wieder zu Migrations-, aber auch Fluchtbewegungen der jüdischen Bevölkerung. Das Diagramm zeigt dir die jüdische Bevölkerung und deren Entwicklung in ausgewählten Ländern auf.

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In Deutschland gehören nach aktuellen Angaben rund 95.000 Menschen jüdischen Gemeinden an. Die Schätzungen der Gesamtzahl, also auch Jüdinnen und Juden ohne Gemeindezugehörigkeit, belaufen sich auf etwa 225.000.

Bei einer Gesamtbevölkerung von 85 Milionen Menschen in Deutschland, gehören sie einer Minderheit an. Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland ist Mitglied in den christlichen Kirchen. Doch auch die Zahl der Konfessionslosen ist in Deutschland vergleichsweise hoch.
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Hessen ‒ und insbesondere die Metropole Frankfurt am Main ‒ zeichnet sich durch die Geschichte hindurch bis heute durch die Vielfalt an Menschen aus, die hier leben und arbeiten. Gilt dies auch für das Verhältnis der verschiedenen Konfessionszugehörigkeiten in Hessen?

Denkanstoß: Was bedeutet es, christlich, muslimisch oder jüdisch zu sein? Welche Rolle spielt Religion für dich und deine Familie in deinem und euren Alltag?
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Wie reagiert man auf Antisemitismus

Jüdische Schulen werden in Großstädten, wo die Gemeinden groß genug sind, ausgebaut bis zum Abitur, um die Kinder in einem geschützten Raum aufwachsen zu lassen. Seit den linksterroristischen „antizionistischen“ Attentaten in den 1970er-Jahren auf das jüdische Gemeindezentrum in Berlin während einer Gedenkstunde an die Pogromnacht und dem Brandanschlag auf ein jüdisches Altenheim in München, bei dem sieben Menschen starben, stehen jüdische Einrichtungen in Deutschland unter Polizeischutz. Trotzdem gibt allein die jüdische Gemeinde in Frankfurt 1,3 Millionen Euro für private Sicherheitsdienste aus, die Polizei sichert nur den öffentlichen Raum davor. Jüdische Kinder wachsen dadurch mit dem ständigen Gefühl einer Bedrohung auf. Vom Tragen eindeutiger jüdischer Kennzeichen, etwa dem Tragen einer Kippa oder Schmuck mit jüdischen Symbolen, in der Öffentlichkeit wird seit einigen Jahren auch von Gemeindevorstehern abgeraten. Etwa ein Drittel der Juden Europas denkt infolge des zunehmenden Antisemitismus von rechts, links und muslimischer Seite über eine Auswanderung nach.
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Das Projekt „Meet a Jew“ vom Zentralrat der Juden in Deutschland setzt sich deutschlandweit für den Austausch zwischen jüdischen und nichtjüdischen Menschen ein. Durch den Dialog sollten jungen Menschen das Judentum und das jüdische Leben nähergebracht werden. So sollen verfestigte Bilder von Jüdinnen und Juden aufgebrochen und Vorurteile abgebaut werden.
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"Meet a Jew - warum wir uns engagieren", hochgeladen am 26. Februar 2020 vonn Meet a Jew

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Sich gegen Antisemitismus auszusprechen und einzusetzen, bedeutet,  demokratischen Werte zu verteidigen. Antisemitismus betrifft nicht nur Jüdinnen und Juden, sondern zeigt auf, dass nicht alle Menschen jedem dieselben Rechte zusprechen und alle gleichbehandeln. Sie stellen sich damit gegen die im Grundgesetz festgeschriebenen Rechte. Antisemitismus greift die Grundlage unserer Demokratie an.

Sollte dir Antisemitismus begegnen oder du bist selbst Opfer geworden, kannst du dir Hilfe suchen. Was du tun kannst und wo du dir Hilfe suchen kannst:

www.report-antisemitism.de: Meldeportal des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e. V.

www.response-hessen.de: Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt in Hessen.

www.rote-linie.de: „Rote Linie – Hilfen zum Ausstieg vor dem Einstieg“ bietet Hilfestellung für potenziell gefährdete Jugendliche, die drohen in den organisierten Rechtsextremismus abzudriften. Zudem bietet sie Hilfe bei Hassrede und Mobbing im Internet.

www.ofek-beratung.de/hessen: „OFEK e. V. – Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung“ bietet lokale Unterstützungsangebote in Hessen für Einzelpersonen, Familien und Angehörige sowie Zeuginnen und Zeugen bei antisemitischer Gewalt an.

www.hessengegenhetze.de
Meldestelle für Hetze und Hass im Internet. Du kannst den Vorfall auch anonym und online melden.

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Ausstellungsraum 4

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Jüdische Migrationsbewegung nach 1945 und 1989/90

Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 richteten die westlichen Alliierten in ihren Besatzungszonen Camps für sogenannte Displaced-Persons ein, hier lebten nach der Befreiung der Konzentrationslager die Überlebenden des europaweiten Vernichtungskrieges des NS-Regimes. Nach 1945 haben sich nur wenige Gemeinden neu gebildet. Außer in Frankfurt gründeten sich vor allem in größeren Städten wie Offenbach, Bad Nauheim, Wiesbaden und Darmstadt größere jüdische Gemeinden. Überwiegend polnische Überlebende gründeten 1947 in Frankfurt wieder eine Gemeinde mit etwa 800 Mitgliedern. In den Fünfzigerjahren kamen Juden aus Rumänien und Ungarn hinzu und Emigranten, die vor den Nationalsozialisten geflohen waren. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Wiedervereinigung Deutschlands wuchsen die Gemeinden dank des Zustroms von Juden aus der Sowjetunion. 2019 zählte zum Beispiel die Frankfurter Gemeinde 6.500 Mitglieder.

Displaced Persons: Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges verschleppt oder deportiert worden waren und sich nach der Befreiung durch die Alliierten außerhalb der Grenzen ihrer Heimatländer befanden. Darunter fallen z. B. Zwangsarbeiter, (meist jüdische) Überlebende der Konzentrationslager sowie politische Gefangene und Kriegsgefangene der Nationalsozialisten und ihrer Verbündeten.
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Nach 1945 kam es in Europa zu großen Migrationsbewegungen, Millionen von Menschen, etwa Häftlinge aus Konzentrationslagern und Zwangsarbeiter, kehrten in ihre Heimat zurück. Unter ihnen waren auch Juden, die die Konzentrationslager überlebt hatten und befreit wurden. Sie lebten zunächst in Camps, die von den Alliierten in ihren Besatzungszonen errichtet wurden. Das einzige rein jüdische DP-Camp in Hessen befand sich in Zeilsheim bei Frankfurt. Noch im Oktober 1948 lebten in Hessen über 80.000 Displaced Persons – überwiegend russische Kriegsgefangene, die nicht in die Sowjetunion zurückkehren konnten, sowie jüdische Überlebende des Holocaust. Der Großteil wartete auf die Möglichkeit, in die USA oder in den neu gegründeten israelischen Staat auszuwandern.
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Das Lager in Zeilsheim bei Frankfurt, das zur Kriegszeit noch als Lager für Zwangsarbeiter diente, beherbergte nach 1945 überwiegend jüdische Displaced Persons. 1945 trafen die ersten jüdischen DPs in der Übergangseinrichtung an. Bis 1948 waren es über 3.000 jüdische Überlebende.

Die überwiegende Mehrheit der Unterkünfte für Displaced Persons war in den amerikanischen Besatzungszonen Ende der 1940er- und Anfang der 1950er-Jahre wurden sie aufgelöst. 
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Zeitzeugenbericht

Zeitzeugenportal - Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

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Die Jüdin Eva Tichauer Moritz wurde in Chile geboren, wohin ihre Eltern in den 1930er-Jahren vor den Nationalsozialisten geflohen waren. Nach dem Militärputsch floh sie selbst 1975 mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie verbarg für lange Zeit ihre religiöse Identität und berichtet, wie sie diese für sich wiedererlangte.

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Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1989/90 infolge der politischen Umbrüche veränderten sich die jüdischen Gemeinden in Deutschland. Die ab den 1980er-Jahren offener gestaltete Politik unter Gorbatschow in der Sowjetunion ermöglichte den in den Sowjetrepubliken lebenden Jüdinnen und Juden die Auswanderung. Zwischen 1989 und 2009 sind circa 219.000 Menschen jüdischer Herkunft aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Diese haben sich überwiegend in orthodoxen Gemeinden organisiert und prägten nachhaltig die jüdischen Gemeinden.
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Religiöse Grundlagen

Nicht jede Jüdin und jeder Jude ist in einer Gemeinde organisiert oder streng religiös. Nach jüdischem Recht ist jeder Teil der jüdischen Gemeinde, der oder die zum Judentum übergetreten ist oder als Jüdin oder Jude geboren wurde. Das geht auf die Lehre des jüdischen Philosophen Maimonides (1135‒1204 n. Chr.) zurück: „Jüdisch ist, wer eine jüdische Mutter hat. Das ist Halacha!“  Ob man die jüdischen Gesetze und religiöse Riten im Alltag nun lebt oder nicht oder ob man an einen Gott glaubt oder nicht, ändert nichts daran, ob eine Person Jüdin oder Jude ist.

Eine Beschäftigung mit dem Judentum geht über die religiösen Grundlagen hinaus. Die Frage, ob das Judentum bloß eine Religion oder eine Nation oder Volk sei, wird unterschiedlich beantwortet. Jüdinnen und Juden in Deutschland und auf der Welt bilden ebenso wenig wie Christen und Muslime eine einheitliche Gemeinschaft.

Welche Rolle spielen Bräuche, Traditionen und Feste im Leben (junger) Jüdinnen und Juden? Was unterscheidet das Judentum von anderen Religionen und was verbindet diese?

Halacha: (aus dem Hebräischen halach: „gehen“, „wandeln“) Die Gesamtheit jüdischen Rechts, das das Verhältnis des Volkes zu Gott und unter seinen Mitgliedern regelt, heißt „Halacha“, was mit „Lehre vom rechten Lebenswandel“ übersetzt werden kann.
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„Unser Volk ist nur ein Volk durch seine Lehren“ – Saadja Gaon (882‒942)

Die Heilige Schrift des Judentums ist der Tanach. Er besteht aus drei Teilen und umfasst 39 Bücher. Einen besonderen Stellenwert nimmt der erste Teil der Heiligen Schrift ein, die Tora. Sie ist unterteilt in die fünf Bücher Mose. Der Name „Tora“ bedeutet „Lehre“, kann aber auch mit „Gesetz“ übersetzt werden. Sie ist das erste Buch einer monotheistischen Religion und bildet den Mittelpunkt des jüdischen Glaubens. Die Schrift enthält Berichte über die Schöpfung, über Moses und dessen Begegnung mit Gott, die Geschichte des Volkes Israel und dessen Wanderungen. Sie umfasst unter anderem 613 Weisungen, beziehungsweise Gebote und Verbote.
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Die Mischna, die mündlich überlieferte Gesetzeslehre, ist ein Bestandteil des Talmuds. Mischna bedeutet „Lernen durch Wiederholung“. Es war anfangs verboten, die Mischna aufzuschreiben. Doch durch die steigende Verfolgung im 2. Jahrhundert vor Christus wurde sie niedergeschrieben, um sie zu bewahren.

Im Alltag war es notwendig, die Tora und deren Regelungen immer wieder aufs Neue zu interpretieren und zu kommentieren, zu erklären und in Kontext zu setzen. Daher enthält der Talmud auch die Gemara. Das sind von Gelehrten über Jahrhunderte beigefügte Kommentare zu den Gesetzen und religiösen Traditionen.

Denkanstoß: Das Judentum ist die älteste monotheistische Weltreligion. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zum Beispiel zum Christentum und Islam?
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 „Man kann das jüdische Ritual als die Kunst charakterisieren, der Zeit gültige Formen zu geben.“ (Abraham J. Heschel)

Das Judentum konzentriert sich auf das Leben auf der Erde. Es gibt eine eigene jüdische Zeitrechnung und einen eigenen Jahreskalender, der sich nach dem Mond ausrichtet: So ist das jüdische „Jahr null“ nach gregorianischer Zählung das Jahr 3761 v. Chr. und auch Monate werden anders gezählt. Das jüdische Neujahr ist im Herbst (Tischri) und endet mit dem Monat Elul.

Jüdische Feste und Feiertage richten sich nach dem jüdischen Kalender. Wie feiern Jüdinnen und Juden und welche Feste und Bräuche gibt es neben dem wöchentlichen Schabbat im Judentum?

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Rosch ha-Schana

Das Neujahrsfest, Rosch ha-Schana, ist ein hoher Feiertag im Judentum. Das neue Jahr beginnt mit dem Wunsch, sich mit Gott und seinen Mitmenschen zu versöhnen. Der Feiertag liegt jedoch nicht im Januar – der erste Monat des jüdischen Kalenders ist der Tischri. Im Jahr 2021 wird das Neujahrsfest am 7./8. September gefeiert werden.

An diesem Tag überdenkt man das Vergangene in Hinblick darauf, was man im neuen Jahr besser machen möchte. Gott sitzt während der Zeit bis Jom Kippur über die Menschen zu Gericht und bestimmt die „Schicksale“ der Menschen für das neue Jahr. Die Vorbereitung auf diesen Tag beginnt vier Wochen zuvor – ähnlich der christlichen Fastenzeit vor Ostern.

Jom Kippur

Nach zehn Tagen folgt auf das Neujahrfest der Versöhnungstag Jom Kippur. An diesem Tag ergeht das göttliche Urteil, auf das sich die Gläubigen mit Fasten und Büßen einstellen. Jom Kippur ist einer der wichtigsten Feiertage im Judentum, an denen Gott bereute Sünden vergibt.

Zu Beginn des Neujahrsfestes und zum Ende von Jom Kippur wird das Schofarhorn – ein Widderhorn – geblasen, um Gott Anerkennung zu zeigen. Es erinnert an den Widder, den Abraham anstelle Isaaks für Gott opferte. Am Schabbat wird der Schofar nicht geblasen.

Pessach

Das Pessachfest ist ein Wallfahrtsfest. Es erinnert an den Auszug der Israelis aus Ägypten. Das Fest erwuchs aus dem nomadischen Brauch, im Frühjahr ein Lamm zu schlachten.

Schawout

50 Tage nach dem Pessachfest wird das Erntefest Schawuot gefeiert. Die Gerste ist abgeerntet und die Weizenernte beginnt. Außerdem feiert die jüdische Gemeinde die Übergabe der Tora.

Sukkot

Das Sukkotfest, auch Laubhüttenfest genannt, findet fünf Tage nach Jom Kippur statt und dauert acht Tage. Als ursprüngliches Erntedankfest erinnert es in jüdischer Tradition an die provisorischen Behausungen während der 40-jährigen Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste.

Chanukka

Das Lichterfest Chanukka dauert acht Tage und findet im Monat Kislew (Dezember) statt. An diesen Feiertagen wird der Einweihung des Tempels in Jerusalem nach dem siegreichen Makkabäeraufstand (164 v. Chr.) gedacht. Der Erzählung nach brannten die Lichter des Tempels auf wundersame Weise acht Tage lang fast ohne Lampenöl. In Erinnerung daran hat der Chanukkaleuchter acht Arme. Chanukka feiert mit der Einweihung des Tempels auch den Erhalt jüdischer Identität unter schweren Bedingungen.

Purim

Purim ist ein Freudenfest, das im Monat Adar (Februar oder März) gefeiert wird. Es gedenkt der Rettung des jüdischen Volkes durch Esther. Sie wurde von ihrem Cousin, dem jüdischen Mordechai, großgezogen und heiratete den König von Persien. Das ermöglichte ihr, ihr Volk vor dem Plan des hohen Regierungsbeamten Haman, alle Juden in Persien zu ermorden, zu retten. An Purim wird aus dem Buch Mose und Esther gelesen und jede Nennung des Namen Hamans wird durch Rasseln und andere laute Geräusche übertönt.

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Der Schabbat ist der heilige Wochenfeiertag. Er beginnt Freitagabend bei Sonnenuntergang und endet Samstagabend bei Sonnenuntergang. Samstag ist der siebte Tag der jüdischen Woche, an dem Gott nach sechs Tagen Schöpfung einen Ruhetag einlegte. Am Schabbat dürfen fromme Juden nicht arbeiten – darunter fällt auch das Kochen oder Autofahren.
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Brit Mila

Neben Feiertagen gibt es traditionelle Feste, die Jüdinnen und Juden im Lauf ihres Lebens feiern, etwa die Geburt, das Erreichen der religiösen Volljährigkeit oder die Hochzeit.

Von besonderer Bedeutung ist die „Brit Mila“, die Beschneidung männlicher Säuglinge am achten Lebenstag. Auch Juden, die sich nicht mehr als religiös bezeichnen, halten an der Beschneidung fest. Die Beschneidung markiert den Bund mit Gott und den Eintritt in die jüdische Gemeinschaft.

Bar Mizwa

Jungen erreichen mit 13 Jahren im Rahmen der Bar-Mizwa ihre religiöse Volljährigkeit. Am Schabbat nach ihrem Geburtstag wird ihre Aufnahme in der Synagoge gefeiert, wo sie zum ersten Mal aus der Tora vorlesen.

Bat Mizwa

Mädchen in liberalen Gemeinden feiern mit zwölf Jahren ihre Volljährigkeit im Rahmen der Bat-Mizwa. Im Anschluss folgt eine Feier.

Denkanstoß

Die Bar-Mizwa bzw. die Bat-Mizwa stellt für junge Jüdinnen und Juden den Übergang in die religiöse Volljährigkeit dar, sie sind fortan ein vollwertiges Mitglied der jüdischen Gemeinde. Kennst du ähnliche Rituale?

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Alles eine Verschwörung?

Gerüchte über Jüdinnen und Juden sind seit je Gegenstand von Verschwörungserzählungen. Eine Verschwörungserzählung erscheint oftmals in sich schlüssig und jeder rationale Einwand wird als Bestätigung angesehen. Um sie zu erkennen, kann man fragen: Von wem kommt die Erzählung, was ist ihre Intention und gibt es eine andere, rationale Erklärung?

Seit Jahrhunderten wird ihnen beispielsweise zugeschrieben, im Geheimen Böses zu tun, zu betrügen oder etwa umfassende Kontrolle über Politik, Finanzen und die Medien zu haben. Besonders in Krisenzeiten erleben solche Erzählungen immer wieder neuen Auftrieb. Im Mittelalter erklärte etwa der christliche Antijudaismus das Aufkommen der Pest damit, dass Juden die Brunnen vergiftet hätten. Der Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde Abbas beschuldigte Israel, das in Palästina zu tun - vor dem EU-Parlament und bekam Beifall für seine Rede (2016). Dass das „internationale Finanzjudentum“ nach der Weltherrschaft strebe, ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts der verbreitetste Mythos. Aktuell bietet die Covid-19-Pandemie fruchtbaren Boden für antisemitische Verschwörungserzählungen.
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Verschwörungstheorie, Verschwörungsmythos oder doch Verschwörungserzählung? Worin unterscheiden sich die Begriffe und was bedeuten sie?

Weitverbreitet ist der Begriff „Verschwörungstheorie“. Dieser täuscht aber eine theoretische, wissenschaftliche Grundlage vor, was nicht zutrifft. Viele sprechen daher von Verschwörungserzählungen. Das soll verdeutlichen, dass es sich lediglich um eine Annahme handelt, die nicht nachvollziehbar ist. Eine Verschwörungserzählung erscheint in sich schlüssig und jeder rationale Einwand wird als Bestätigung angesehen. Um Verschwörungserzählungen zu erkennen, kann man fragen: Von wem kommt die Erzählung, was ist ihre Intention und gibt es eine andere, rationale Erklärung?

Verschwörungsideologie hingegen beschreibt ein Denksystem, ein Weltbild. Kritik und Widerspruch an diesem wird ausgeschlossen. Trotz widerlegender Beweise wird die Ideologie aufrechterhalten, da der Glaube an eine Verschwörung so weit gefestigt ist. Existierende Gruppen wie Geheimdienste oder wohlhabende Familien werden als Verschwörer inszeniert.

Der Verschwörungsmythos bezieht sich nicht wie die Ideologie auf existierende Gruppen oder Einzelpersonen, sondern auf fiktive Personen oder Gruppen. Hierunter zählen etwa die Mythen über Reptiloide oder die Illuminati.
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Die Anzahl der Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben und verbreiten, wächst. Insbesondere in Krisenzeiten erleben sie einen Aufschwung. Doch warum entstehen Verschwörungserzählungen und warum verbreiten sie sich so schnell?
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"Verschwörungstheorien: Warum sie funktionieren und Menschen dran glauben", hochgeladen am 20. Mai 2020 von "PULS Reportage | Bayrischer Rundfunk"

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1903 erschien die antisemitische Schrift „Protokolle der Weisen von Zion“. Diese Schrift, die eine russische Fälschung ist, beschreibt und „dokumentiert“ eine angebliche „jüdische Weltverschwörung“. Jüdische Führer würden angeblich versuchen, eine weltweit agierende Geheimregierung zu begründen. Noch über 100 Jahre nach Erscheinen der Fälschung wird diese vermeintliche Verschwörung immer wieder aufgegriffen. Auch die Verschwörungstheorien rund um den Covid-19-Virus greifen den Mythos der „jüdischen Weltverschwörung“ wieder auf.
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"Die Rothschild-Theorie", hochgeladen am 5. November 2019 von "Jüdisches Forum"

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Sind Verschwörungserzählungen immer antisemitisch? Verschwörungserzählungen und -ideologien greifen bei der Beschreibung der Feindbilder auf Stereotype zurück. Diese Stereotype und Codes wiederholen sich und decken sich häufig mit antisemitischen Bildern. Die Vorsitzende der Antonio Amadeu Stiftung spricht über den Zusammenhang von Verschwörungserzählungen und Antisemitismus.
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"Seriously? #glaubnicht alles Entschwörung mit Anetta Kahane", hochgeladen am 16. Juni 2020 von "Amadeu Antonio Stiftung"

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Jüdische Erinnerungsorte in Hessen

Seit der Gründung jüdischer Gemeinden in Hessen waren Jüdinnen und Juden prägender Bestandteil der hessischen Gesellschaft und Kultur. Spuren des jüdischen Lebens finden sich auf vielfältige Weise in Hessen und an vielen Orten entdeckt man die gemeinsame Vergangenheit. Zahlreiche Friedhöfe, Museen und Gedenkstätten sind fest im öffentlichen Raum verankert – oft reicht ein genauer Blick in das eigene Umfeld, um fündig zu werden. In Hessen gibt es zahlreiche Initiativen, die sich dem Gedenken an die Verfolgung der hessischen Jüdinnen und Juden widmen. Hier kannst du dir einen Überblick zu den Angeboten in Hessen verschaffen.
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Das Ostend

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstand im Osten der Stadt Frankfurt ein neues Wohngebiet. Es siedelten sich zunächst überwiegend Arbeiter an. Doch nach der Öffnung der Frankfurter Judengasse siedelten viele Jüdinnen und Juden in dem Viertel an. Ende des 19. Jahrhunderts war fast jeder zweite Bewohner im „Ostend“ jüdisch. Es gab zahlreiche jüdische Geschäfte und Wohlfahrtseinrichtungen wie das jüdische Waisenhaus.

Synagoge in der Friedberger Anlage

Durch jüdische Einwanderer aus Ost- und Mittelosteuropa war das Leben im Ostend vor allem durch das orthodoxe Judentum geprägt. Die orthodoxe Gemeinde errichtete zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Friedberger Anlage ihre Synagoge. Diese wurde von den Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht 1938 zerstört und ein Bunker wurde an ihrer Stelle errichtet. Heute findet sich hier ein Ausstellungsraum, der die Geschichte des Ostends beleuchtet.

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Der jüdische Friedhof in der Battonstraße in Frankfurt am Main ist einer der ältesten erhaltenen Friedhöfe in Deutschland. Urkundlich erwähnt wurde der Friedhof erstmals 1180, der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1272. Bis 1828 wurde der Friedhof genutzt. 1939 musste er an die Stadt Frankfurt verkauft werden. Eine gänzliche Zerstörung des Friedhofs durch die Nationalsozialisten blieb nur aufgrund des Bombenkrieges auf Frankfurt aus. Neben den Bruchstücken sind heute noch knapp 2.500 Grabsteine erhalten. Es finden sich Grabsteine bekannter und einflussreicher Personen, etwa Mayer Amschel Rothschilds, des Begründers der Bankhausdynastie. An der äußeren Friedhofsmauer erinnern heute 11.957 Namenssteine an das Schicksal Frankfurter Juden während des „Dritten Reiches“.

Denkanstoß: Gibt es bei dir im Ort einen jüdischen Friedhof und kennst du dessen Geschichte?
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Das Gebäude wurde 1820 für den Bankier Joseph Isaak Speyer erbaut und 1846 von Mayer Carl Rothschild, dem Enkel der Begründer der Bankdynastie, erworben. 1887 eröffnete hier seine Tochter Hanna Luise von Rothschild Frankfurts erste öffentliche Bibliothek. 1828 wurde das Palais der Stadt Frankfurt übergeben. Das Gebäude wurde nach einer umfassenden Renovierung im Oktober 2020 neu eröffnet und beinhaltet eine Dauerausstellung des Jüdischen Museums.

Denkanstoß: Suche nach Berührungsorten in deiner Umgebung und recherchiere deren Geschichte.
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Ausstellungsraum 1

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Moral und Ethik

Ähnlich wie in anderen Weltreligionen sucht das Judentum auf zentrale Fragen des Lebens und Zusammenlebens Antworten. Es setzt sich mit vielen Fragen der Ethik, also dem menschlichen Handeln, auseinander. Die Lehren sollen helfen, Antworten darauf zu finden, wie man das eigene Leben und Handeln gestalten kann.

Wie selbstbestimmt sind wir? Welche Folgen hat unser eigenes Handeln auf uns selbst und das Zusammenleben mit anderen und die Natur? Solche Überlegungen können und werden dir in deinem Alltag immer wieder begegnen. Eine allgemeingültige Antwort ist schwer zu finden, schließlich ändert sich unsere Welt stetig und althergebrachte Ansichten müssen immer wieder aufs Neue durchdacht werden. Im Zentrum der jüdischen Ethik stehen Gerechtigkeit, Wohltätigkeit, Güte und Mitgefühl. Welche Antworten gibt das Judentum auf heutige moralische und ethische Fragen?
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Grundlage für das Handeln aller Menschen, ob jüdisch oder nicht, sind nach jüdischem Verständnis die Noachidischen Gebote. Für Jüdinnen und Juden gelten die 613 Mizwot, die sich etwa mit Gott, dem Gebet, Festen, Speisen oder Tieren befassen. Orthodoxe und nichtorthodoxe Juden betrachten die Gebote für ihr tägliches Leben und Handeln als unterschiedlich bindend. Diese Ge- und Verbote wurden von Rabbinern immer wieder neu ausgelegt und aktuellen Lebensumständen und Entwicklungen angepasst.

Noachidische Gebote: Die sieben Gebote umfassen das Verbot von Mord, Diebstahl, Götzenanbetung, Unzucht, Verzehr von Fleisch eines lebenden Tieres, Gotteslästerung sowie die Einführung von Gerichten, um die Einhaltung der Gesetze zu gewähren.
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Jeden Tag stehen wir vor vielen unterschiedlichen Entscheidungen, vor kleinen wie der Wahl unserer Klamotten oder des Frühstücks bis hin zu großen wie der Wahl von Studium oder Beruf. Aber wie frei sind wir im Treffen dieser Entscheidungen und in unserem täglichen Handeln und Denken? Sind wir unabhängig von äußeren Einflüssen, etwa den Erwartungen der Eltern, oder ist jede unserer Entscheidungen vorbestimmt?

Die Frage nach der Willensfreiheit wird von vielen Menschen seit je diskutiert. So meinen einige Philosophen, Wissenschaftler und Denker zum Beispiel, dass alle Entscheidungen vorherbestimmt sind – durch vorherige Ereignisse, natürliche Triebe oder aber auch die Allwissenheit Gottes. Inwiefern die Willensfreiheit etwa durch die Allmacht und Allwissenheit Gottes eingeschränkt ist, wird auch im Judentum diskutiert. Der Philosoph Maimonides zum Beispiel erklärte, dass die menschliche Vernunft und das Handeln eine Gabe Gottes seien. Das ermöglicht uns, frei von Trieben, eigenen Bedürfnissen und äußeren Einflüssen zu entscheiden. Vielmehr basiere das Handeln auf Werten und Idealen. Demnach sind Menschen in ihrem Willen frei, eigene Entscheidungen zu treffen.

Denkanstoß: Was bedeutet „freier Wille“ für dich? Können Menschen einen freien Willen haben und welche Rolle spielt hierbei die Religion?
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„Das Gewissen ruft.“ – Bertha Pappenheim (18591936, Gründerin des Jüdischen Frauenbundes)

Viele Schulen organisieren regelmäßig Spendenaktionen, um bedürftige Menschen in Deutschland und in der Welt zu unterstützen. Häufig werden Geld und Sachgegenstände gesammelt, um zum Beispiel Menschen, die hungern, in Armut leben oder Opfer von Naturkatastrophen geworden sind, zu unterstützen.

Im Judentum ist solch ein wohltätiges Handeln fest verankert. Sowohl Männer als auch Frauen sind zum Geben der „Zedaka“ verpflichtet. „Zedaka“ wird allgemein mit „Wohltätigkeit“ übersetzt. Im ursprünglichen Sinn bedeutet das hebräische Wort jedoch „Gerechtigkeit“. Das wohltätige Geben und Hilfsbereitschaft sind nach jüdischem Verständnis Pflicht: Der eigene Wohlstand soll genutzt werden, um die Welt gerechter zu gestalten. Wohltätige Organisationen, Hilfsangebote und soziale Einrichtungen sind von besonderer Bedeutung. Das höchste Ziel nach dem achtstufigen Modell der Wohltätigkeit ist die „Hilfe zur Selbsthilfe“.
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Tikkun Olam („Reparatur der Welt“) beschreibt die Verbesserung der Welt. Auch nicht religiöse Jüdinnen und Juden erachten es als erstrebenswert, die Welt durch das eigene Handeln und gute Taten zu einer besseren mitzugestalten. Gerechtigkeit kann es nur geben, wenn sich Menschen gegenseitig respektieren und unterstützen. Ein jeder soll im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten hierzu seinen Beitrag leisten. Das kann im Rahmen von durch Synagogen organisierten Projekten wie zum Beispiel Suppenküchen stattfinden, dem Sammeln von Spenden, aber auch durch kleine Gesten im Alltag.

In dem Video anlässlich des Mitzvah Day 2015 erklärt ein junges Mädchen „Tikkun Olam“ und dessen Hintergründe.
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"Mitzvah Day Deutschland am 15. November 2015", hochgeladen am 3. September 2015 vom "Zentralrat der Juden"

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Wöchentlich gehen Schülerinnen und Schüler auf die Straße und sind Teil eines globalen Klimastreiks. In Zeiten des Klimawandels, der Ausbeutung natürlicher Ressourcen wie Energie und Wasser, aber auch der Lebensmittelverschwendung ist die Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt und Natur dringender denn je.

Die jüdische Lehre vertritt den moralischen Grundsatz, dass sich der Mensch die Natur zwar zu nutzen machen darf, doch ebenso für deren Erhalt sorgen muss. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur schließt zum Beispiel Umweltzerstörung und Verschwendung von natürlichen Ressourcen aus. Der Grundsatz „Bal Taschchit“ („Vernichte nicht!“) bezieht sich etwa auf die Verschwendung von Lebensmitteln, insbesondere von Obstbäumen. Frühe Auslegungen erweitern die Bedeutung auch auf andere Formen der mutwilligen Zerstörung und sinnlosen Verschwendung, wie von Lampenöl, Kleidung oder Tieren.

Es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, der Zerstörung von natürlichen Ressourcen und der Verschwendung entgegenzuwirken, die Natur zu bewahren und durch das eigene Handeln zu verbessern. An Tu Bischwat, dem Neujahrsfest der Bäume, werden zum Beispiel Bäume gepflanzt.

Denkanstoß: Bal Taschchit wird oft als Verbot der Verschwendung von allerlei Ressourcen ausgelegt. Was könnte dies alles beinhalten, welche weiteren Beispiele fallen dir ein?
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Darf ich Israel kritisieren?

In Israel selbst und in der deutschen- und Weltpresse wird heftig darüber gestritten, ab wann Kritik an der Politik Israels antisemitisch ist und wann nicht. Eine Möglichkeit, israelbezogenen Antisemitismus zu erkennen, geht auf die Definition der „International Holocaust Remembrance Alliance“ von Antisemitismus zurück, die 2017 von der Bundesregierung offiziell anerkannt wurde. Gerechtfertigte Kritik am Staat Israel hört da auf, wo Israel mit anderen Maßstäben als alle anderen Staaten bewertet wird, man „den Juden“ etwas vorwirft, was man anderen nicht vorwerfen würde, wenn sie antisemitische Stereotype bedient, Vergleiche zum Nationalsozialismus macht und eine Täter-Opfer-Umkehr stattfindet und dem Staat Israel das Existenzrecht abgesprochen wird. Problematisch ist auch oft die Berichterstattung über israelische Militäraktionen, die sich nur auf diese konzentriert und vorausgegangene palästinensische Angriffe nicht nennt oder verharmlost. Die Geschichte des Nahostkonflikt reicht weit zurück und ist noch heute emotional stark aufgeladen.
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Ende des 19. Jahrhunderts erstarkten überall in Europa nationalistische Bewegungen. Auch unter europäischen Juden, die vor allem im Zarenreich Russland zahlreichen Pogromen ausgesetzt waren, formierte sich eine Bewegung, die eine jüdische Heimat verlangte. Der Zionismus forderte einen jüdischen Staat, in dem Jüdinnen und Juden selbstbestimmt leben können sollten. Eine Einwanderungswelle nach Palästina setzte ein. Lebten 1882 noch 24.000 Juden und 450.000 Araber in Palästina, waren es 1947 bereits 600.00 Juden und knapp 1,2 Millionen Araber.

Bereits 1917 versprach Großbritannien einerseits die Errichtung einer jüdischen Heimstätte in Palästina, andererseits aber auch ein arabisches Königreich von Palästina bis an den Persischen Golf sowie ein Königreich Großsyrien. Doch Palästina wurde nach dem Ersten Weltkrieg ein Mandatsgebiet unter britischer Führung.

Die jüdische Besiedelung Palästinas nahm weiter zu. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 strömten immer mehr Jüdinnen und Juden nach Palästina und kauften dort Land. Aus Sorge vor Konflikten beschränkte die britische Mandatsmacht die jüdische Zuwanderung. Auf beiden Seiten gründeten sich paramilitärische Organisationen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten zum einen die Briten ihre Mandatsherrschaft nicht mehr aufrechterhalten und zum anderen wurde das Ausmaß des Holocaust bekannt. Daraufhin beschloss die UNO 1947, die Region in ein jüdisches und ein palästinensisches Land aufzuteilen. 1948 erklärte Israel seine Unabhängigkeit und das weltweite Judentum erhielt einen eigenen Staat.

Doch mit dem Aufteilungsplan der UNO war keine Seite zufrieden. Innerhalb kürzester Zeit kam es zum Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten, die die Gründung des Staates ablehnten. Dieser Konflikt prägt die Region bis heute und es kommt immer wieder zu Ausschreitungen. 1993 kam es zu Friedensgesprächen, in denen beide Seiten ihr jeweiliges staatliches Existenzrecht anerkannten. Seitdem werden bestimmte Gebiete von einer Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet.
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Am 1. Juni 2019 beteiligten sich etwa 900 Menschen am antisemitischen Al-Quds-Marsch durch Berlin. Der 1. Juni ist der sogenannte Al-Quds-Tag (Internationaler Jerusalem-Tag). Dieser wurde 1979 vom iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini ausgerufen. Auf einigen propalästinensischen Demonstrationen kommt es immer wieder zu antisemitischen Äußerungen.
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"Vereint gegen Israel: Antisemitische Al-Quds-Marsch in Berlin 2019", hochgeladen am 1. Juni 2019 von "Jüdisches Forum"

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Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist emotional hoch aufgeladen und reicht bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurück. Immer wieder kommt es im Rahmen des Nahostkonflikts und Israels Politik zu antisemitischen Positionierungen. Doch ist nicht jede kritische Auseinandersetzung mit dem Staat Israel sofort antisemitisch. Ab wann Kritik oder israelbezogene Aussagen antisemitisch sind, kann man in einem ersten Schritt etwa durch den sogenannten 3-D-Test prüfen, der von dem israelischen Politiker Natan Scharanski entwickelt wurde. Dieser legt drei Kriterien fest. Die Dämonisierung wie die Darstellung Israels als das „absolute Böse“; die Anwendung von Doppelstandards, wenn Israel mit anderen Maßstäben als andere Staaten behandelt und bewertet wird; die Delegitimierung, also die Absprache des Existenzrechts Israels. Auf diese Weise lässt sich erkennen, ob der Kritik israelfeindliche oder gar antisemitische Auffassungen zugrunde liegen.
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"#kurzerklärt: Wann ist Israel-Kritik antisemitisch?", hochgeladen am 25. Januar 2019 von "tagesschau"

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"Juddebubbe"

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Zehntausende jüdische Sportlerinnen und Sportler in Sport- und Turnvereinen organisiert und ein fester Bestandteil der Vereins- und Fankultur. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden sie aus diesen verdrängt und organisierten sich nun vermehrt in jüdischen Sportvereinen wie Makkabi oder Schild. Diese erhielten nach 1933 einen großen Zulauf. Nach den Olympischen Spielen 1936 wurden Juden gänzlich aus dem Sport ausgeschlossen.  

Auch die Geschichte des hessischen Sportvereins Eintracht Frankfurt ist ohne die jüdischen Bürger der Stadt undenkbar. Neben jüdischen Unterstützern spielten in der Mannschaft selbst einige Juden. So war die Schuhfabrik J. & C. A. Schneider der jüdischen Inhaber Adler und Neumann vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten der wichtigste Sponsor und ermöglichte dem Verein seinen Aufstieg. Doch auch der Frankfurter Verein schloss jüdische Sportlerinnen und Sportler im Lauf der 1930er-Jahre aus und galt ab 1937 als „judenrein“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sämtliche Sportvereine von den Alliierten aufgelöst und die Vereine mussten sich neu gründen.
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Anfang der 1930er-Jahre war die Frankfurter jüdische Gemeinde mit rund 30.000 Mitgliedern die zweitgrößte Deutschlands. Es gab vier jüdische Sportvereine in Frankfurt, die bis 1933 ungefähr 1.000 Sportlerinnen und Sportler umfassten.

Einer der bedeutendsten ist bis heute „Makkabi“, der 1903 von deutsch-jüdischen Vereinen als Dachverband gegründet wurde. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Dachverband zunächst aus dem Sport ausgeschlossen und wenige Jahre darauf verboten. 1965 wurde Makkabi Deutschland wieder neu gegründet. Der Frankfurter Ortsverein ist heute mit über 1.000 jüdischen und nichtjüdischen Mitgliedern der größte Ortsverein.
(Foto: B1-Fussballjugend des juedischen Sportklubs Makkabi in Frankfurt am Main, 2018)
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Viele jüdische Sportler waren in nichtjüdischen Vereinen organisiert. In Frankfurt etwa erhielt die Eintracht große Unterstützung von jüdischen Bürgern, um den finanziell schwachen Verein etwa durch Spenden zu unterstützen. Von besonderer Bedeutung ist die Frankfurter Schuhfabrik J. & C. A. Schneider, die von den jüdischen Brüdern Fritz und Lothar Adler sowie Walter Neumann geleitet wurde. Viele Spieler waren Anfang der 1930er-Jahre bei ihnen beschäftigt. Das war daher wichtig, da Spieler damals von ihren Vereinen kein Geld bekamen. Die Spieler waren zwar in der Firma angestellt, konnten jedoch problemlos mehrmals täglich trainieren und sich auf ihre Spiele vorbereiten. Da das jüdische Unternehmen vor allem Hausschuhe herstellte, nannte man die Spieler auch „Schlappekicker“ („Hausschuh“ auf Hessisch) oder auch „Juddebubbe“.
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Sport im Nationalsozialismus

Bis 1933 konnten Juden weitestgehend unbehelligt Sport ausüben. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es zu umfassenden Veränderungen im deutschen Sport und Juden wurden aus dem Wettbewerb mit nichtjüdischen Vereinen ausgeschlossen. Der Sport im Nationalsozialismus sollte am Militär und Wehrdienst ausgerichtet sein. Er sei „die Vorbildung für den späteren Heeresdienst“.

Harry Valérien: Sport in der Hitler-Jugend

Harry Valérien war Mitglied der Hitlerjugend und später Sportjournalist. Er beschreibt die Bedeutung von Sport im Nationalsozialismus besonders für Jugendliche.
Klicke auf den Kreis und schaue dir das Interview an.

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Am 9. April 1933 unterschrieben 14 deutsche Sportvereine, darunter die Eintracht Frankfurt, im vorauseilenden Gehorsam die „Stuttgarter Erklärung“:

„Die unterzeichnenden, am 9. April 1933 in Stuttgart anwesenden, an den Endspielen um die süddeutsche Fußballmeisterschaft beteiligten Vereine des Süddeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes stellen sich freudig und entschieden den von der nationalen Regierung auf dem Gebiet der körperlichen Ertüchtigung verfolgten Besprechung zur Verfügung und sind bereit, mit allen Kräften daran mitzuarbeiten. Sie sind gewillt, in Fülle dieser Mitarbeit alle Forderungen, insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen, zu ziehen. Sie betrachten es ferner als vaterländliche Pflicht, den Wehrsport in ihr Jugenderziehungsprogramm aufzunehmen. Stuttgarter Kickers, Karlsruher FV, Phönix Karlsruhe, Union Böckingen, FSV Frankfurt, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg, SpVgg Fürth, SV Waldhof, Phönix Ludwigshafen, Bayern München, 1860 München, FC Kaiserslautern, FC Pirmasens“ „Unser Verein ist judenfrei! Ausgrenzung im deutschen Sport“, hrsg. v. Lorenz Pfeiffer u. Henry Wahlig, Berlin/Boston 2017, Dok. 267 „Stuttgarter Erklärung führender süddeutsche Fußballvereine zur ‚Entfernung der Juden aus den Sportvereinen‘“
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Jüdische Sportlerinnen und Sportler waren im Sport und bei der Frankfurter Eintracht offiziell nicht mehr willkommen. Die Vereinsführung wurde gleichgeschaltet und Juden wurden aus ihren Positionen gedrängt. So musste 1933 etwa der jüdische Schatzmeister Hugo Reiss seine Position aufgeben. Er emigrierte 1937 nach Chile. Doch setzte die Eintracht nicht sofort den Ausschluss aller um. Der jüdische Fußballer Julius Lehman spielte zum Beispiel noch weiter und auch Turnerinnen und Turner, die aus anderen Vereinen ausgeschlossen wurden, konnten bei der Eintracht vorerst ihren Sport ausüben.

Dies war aber nur möglich, da 1936 die Olympischen Spiele in Berlin stattfanden und das Deutsche Reich Boykotte anderer Länder verhindern wollte. Doch nach 1936 änderte sich das Klima in Deutschland. Juden wurden gänzlich aus Vereinen ausgeschlossen und durften ab 1938 keine Sportplätze mehr nutzen.
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Walther Bensemann

Walther Bensemann wurde am 13. Januar 1873 in Berlin geboren und gilt als deutscher Fußballpionier. Er war an zahlreichen Vereinsgründungen etwa in Straßburg, Baden-Baden, München, Marburg und Freiburg beteiligt – darunter auch die der Eintracht Frankfurt. Zudem begründete er die noch heute bekannte Fußballzeitung „Kicker“. Er vertrat die Idee, dass Fußball friedensstiftend wirken könne und die Menschen unabhängig von Klasse und Herkunft verbinde. Nach der Machtübernahme floh er 1933 in die Schweiz und verstarb dort am 12. November 1934.

Denkanstoß

Walther Bensemann sah im Sport die Möglichkeit, Menschen unterschiedlicher Herkunft zu verbinden: „Der Sport ist eine Religion, ist vielleicht heute das einzig wahre Verbindungsmittel der Völker und Klassen.“ – Stimmst du dem zu? Wie integrativ kann Sport wirken?

Helene Mayer

Helene Mayer wurde am 20. Dezember 1910 als Tochter eines jüdischen Arztes in Offenbach am Main geboren. Im Alter von zehn Jahren trat sie dem Fechtclub Offenbach bei und wurde mit 14 Jahren Deutsche Meisterin im Florettfechten. Sie hielt diesen Titel fünf Jahre in Folge. 1928 gewann sie in Amsterdam die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen und wurde weltweit bekannt.

Olympische Spiele

Sie gehörte 1936 zu den wenigen Sportlerinnen mit jüdischen Wurzeln, die an den Olympischen Spielen teilnehmen durften, und gewann die Silbermedaille. Sie selbst sah sich jedoch nicht als Jüdin. 1937 emigrierte sie in die Vereinigten Staaten und erhielt 1940 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie verstarb 1953.

Julius Hirsch

Julius Hirsch wurde am 7. April 1892 in Achern geboren. In seiner Karriere als Nationalspieler wurde er 1910 und 1914 zwei mal Deutsche Meister. Er ist  der zweite jüdische Nationalspieler.

1933 tritt er aus seinem Verein aus und kommt dem Ausschluss zuvor. Ab 1939 muss er Zwangsarbeit verrichten. Er wird zunächst nicht deportiert da er mit einer Nicht-Jüdin verheiratet ist. 1943 wird er nach Auschwitz deportiert. 1950 wird er offiziell für tot erklärt.

Gretel Bergmann Lambert

Gretel Bergmann wurde 1914 in Laupheim geboren. Sie gehörte zu den besten Hochspringerinnen in Deutschland. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wird sie bereits 1933 aus ihrem Sportverein ausgeschlossen. Daraufhin emigriert sie nach Großbritannien und plant für das britische Team an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Allerdings wird sie vom NS-Regime  genötigt nach Deutschland zurückzukehren, um dort weiter zu trainieren - eine Teilnahme will das Regime jedoch verhindern. Obwohl sie sich durch einen neuen deutschen Rekord im Hochsprung qualifiziert hatte, verweigert man ihr die Teilnahme. Sie wandert in die USA aus und ist dort weiterhin aktiv im Sport. Ihr Hochsprungrekord wurde 2009 vom Leichtathletik-Verband offiziell in die Statistik erfasst.

Gottfried Fuchs

Gottfried Fuchs wurde am 3. Mai 1889 in Karlsruhe geboren und spielte seit klein auf Fußball. Mit seiner späteren Mannschaft (Karlsruher FV) wird er mehrmals Süddeutscher Meister.

Ab 1911 spielt er in der Nationalmannschaft. Während der Olympischen Spiele 1912 stellte er gegen Russland ein Tor-Weltrekord auf, er schoss in einem Länderspiel zehn Tore. 1920 beendet er offiziell seine Fußballkarriere. Aus seinem Sportverein wurde er 1935 als Jude ausgeschlossen. Zwei Jahre später emigriert er nach Kanada, wo er 1972 verstarb.

Sein Tor-Weltrekord von 1912 wurde erst 2001 gebrochen.

Martha Jacob

Martha Jacob, am 7. Februar 1911 in Berlin geboren, ist bereits als Fünfjährige Mitglied des Turnvereins Bar Kochba Berlin. Anfangs trainiert sie vor allem Turnen und Gymnastik doch entdeckt ab 1924 ihr Talent für Leichtathletik.
1928, nach ihrem Vereinswechsel, nimmt die an den Olympischen Spielen teil. Sie gewinnt mehrere Titel, wie Deutsche Speerwurfmeisterin. Ab 1931 trainiert sie die britische Leichtathletikmannschaft. Zwei Jahre darauf zieht sie nach London, da die antisemitische Diskriminierung immer weiter zunimmt. 

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Im Dezember 1945 veranlassten die Siegermächte die Auflösung aller Sportvereine. Für eine Neugründung musste ein „Entnazifizierungsnachweis“ der Vorstandsmitglieder bei der Militärbehörde der Alliierten vorgelegt werden. Für die Eintracht beantragte Emanuel Rothschild die Lizenz. Er war ab den 1920er-Jahren Mitglied des Vereins und hatte Dank seiner nichtjüdischen Frau als einer von nur etwa 100 Frankfurter Juden in der Stadt überlebt. Die zuständige Militärbehörde stimmte zu, insbesondere weil ein Jude die Neugründung beantragte.  

Arthur Cahn (ehemalige Spieler, Vorsitzender und Pressewart), der 1936 mit seiner Schwester nach Chile geflüchtet war, schrieb in einem seiner letzten Briefe 1952 an seine alten Vereinskameraden: „Ihr Eintrachtler, lasst euch nicht zerbrechen, fördert nach wie vor das Wahre, Gute und Schöne, helft der gewillten und befähigten Jugend, die Tradition zu erhalten, und schätzt den Geist und den zähen Willen der Alten und Ältesten, die zum Wiederaufbau stehen, und grüßt mir mein schönes Frankfurt und meine Eintracht.
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Jüdische Vielfalt

"Nennen die Sephardim ihre Gesetze den „gedeckten Tisch“, so verstehen sich die Aschkenasim als die „Tischdecke“."

Im Judentum gibt es wie auch in anderen Religionen verschiedene Strömungen, die durch verschiedene geografische, kulturelle und politische Rahmenbedingungen geprägt wurden und sich in ihren Bräuchen, Traditionen und auch ihrer Sprache unterscheiden. Ca. 70. n. Chr. wurde Jerusalem durch die Römer zerstört und das jüdische Volk vertrieben. Die ins heutige Spanien (biblischer Name „Sefardim“) ausgewanderten Jüdinnen und Juden nannten sich Sefardim und erlebten während der muslimischen Herrschaft ab 709 vier „goldene Jahrhunderte“, in denen sie enorme Fortschritte in Wissenschaft und Kultur erzielten. Im 15. Jahrhundert wurden sie aus Spanien vertrieben. Sie lebten daraufhin vor allem im Osmanischen Reich, aber auch in Italien, Frankreich oder Nordafrika.

Im frühen Mittelalter siedelten sich viele Juden in Mittel- und Nordeuropa an, zum Beispiel in den Gebieten des Heiligen Römischen Reichs. Sie nannten ihr Siedlungsgebiet Aschkenas und sich selbst Aschkenasim. Viele zogen jedoch aufgrund von Judenfeindschaft oder Verfolgungen weiter Richtung Ostmittel- und Osteuropa. Darüber hinaus unterteilt sich das Judentum in viele weitere Strömungen. Welche Ausrichtungen gibt es und wie gestaltet sich das Zusammenleben?
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Das liberale Judentum, auch Reformjudentum, hat sich Ende des 18. Jahrhunderts herausgebildet und geht unter anderen auf Moses Mendelssohn und Abraham Geiger zurück (mehr dazu hier). Es zeichnet sich durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Religion aus. Die Heilige Schrift bietet die historische Grundlage des reformierten jüdischen Glaubens.

Doch es verweist auch auf die Pflicht, historische Vorstellungen aufzugeben und die vom Menschen niedergeschriebenen Schriften und Gebote anzupassen. Jüdische Tradition soll mit moderner Kultur in Einklang gebracht werden. Im liberalen Sinn bedeutet jüdisch zu sein, sich in der persönlichen Lebenswelt für die Schöpfung, die Gerechtigkeit zwischen den Menschen und den Erhalt von Frieden einzusetzen.
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Im Zuge der europäischen Aufklärung im 18. Jahrhundert entstand das orthodoxe Judentum (mehr dazu hier), das in das moderne und das streng orthodoxe Judentum unterteilt wird. Orthodoxe Jüdinnen und Juden halten strikt an ihren Traditionen fest: Sie orientieren sich in ihrem Leben stark an der Heiligen Schrift und den jüdischen Geboten. Die Tora spielt eine zentrale Rolle im Leben und ist unveränderbar und für alle Zeiten verbindlich. Das orthodoxe Judentum und das Reformjudentum bilden bis heute die zwei Hauptströmungen.

Orthodox: Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „rechtgläubig“.
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In Europa, aber insbesondere in Deutschland, lebten und leben viele Menschen unterschiedlichen Glaubens auf engem Raum zusammen. Historisch sind das Christentum und der Islam jüngere Religionen als das Judentum, haben aber viel gemeinsam. Es gibt jeweils einen Gott, eine heilige Schrift und Gotteshäuser, in denen die Gemeinschaften zum Beten zusammenkommen. Doch es gibt auch viele Unterschiede und Konfliktpotenziale. Ein großer Streitpunkt ist etwa das „Heilige Land“, das auch heute noch umkämpft ist, weil dort jede der Religionen eigene heilige Orte verortet.

Dennoch zeigt die Geschichte, dass ein friedliches Miteinander möglich ist. Im spanischen Mittelalter schufen zum Beispiel jüdische Schriftgelehrte und forschungsfreudige Muslime eine wissenschaftliche und kulturelle Blütezeit, von der Europa bis heute profitiert.
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Doch was bedeutet es für junge Menschen, „jüdisch“ zu sein, welchen Einfluss hat dies auf den eigenen Alltag? Zum jüdischen Volk zu gehören und sich als Teil der jüdischen Geschichte zu sehen, das verstehen heute viele Jugendliche in Israel ebenso wie in der Diaspora unter „Jüdischsein“. Die Religion, insbesondere die vielen Gebote und Gesetze, verliert dagegen immer mehr an Bedeutung. Religion spielt vielmals kaum eine andere Rolle als etwa für christliche Jugendliche.

Die jüdische Schriftstellerin und Schauspielerin Lana Lux beantwortet Fragen zu ihrer Religion und solche, welche Rolle das Judentum für sie in ihrem Leben spielt.

Denkanstoß: Ist Religion eine Pflicht? Für die Jüdin Lana Lux nicht:Ich bin nicht religiös im Sinne, dass ich jedes Gesetz erfüllen würde. […] Man muss sich an sein Herz und seine Moral halten.“ Stimmst du ihr zu?
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"Q&A Frag eine Jüdin!", hochgeladen am 2. August 2017 vom "Auf Klo"

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Ausstellungsraum 2

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Über den Raum

Heutige Formen von Antisemitismus greifen auf bestehende Vorstellungen, Motive und Stereotype zurück, die in der Geschichte wurzeln und über Jahrhunderte hinweg immer wieder neu aufgegriffen und verbreitet wurden. In der Antike und im Mittelalter wurde der Judenhass noch religiös und später wirtschaftlich begründet. Im 19. Jahrhundert entstand eine neue Form des Antisemitismus, der rassistisch begründet wurde. Er erreichte seinen erschütternden Höhepunkt im Völkermord an über sechs Millionen jüdischen Menschen durch das nationalsozialistische Deutsche Reich während des Zweiten Weltkriegs. Die als Holocaust oder Shoah bezeichnete Ermordung der europäischen Juden stellt bis heute einen wichtigen Bezugspunkt für Jüdinnen und Juden in der ganzen Welt dar und prägte die Entstehung und das Selbstverständnis Israels sowie das der Bundesrepublik Deutschland.

Aus der Existenz von Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft in verschiedenen Erscheinungsformen leitet sich die Verantwortung ab, die Bedeutung des Erinnerns an den Holocaust und die strukturelle Diskriminierung von Jüdinnen und Juden für unser Zusammenleben zu betonen. Sie mahnt vor den Folgen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, vor der Gefahr, die von Stereotypen und Diskriminierung religiöser oder ethnischer Gruppen ausgeht, und zeugt von der Bedeutung des Schutzes von Minderheiten.

Holocaust: Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „vollständig verbrannt“ und steht für den Völkermord an den europäischen Juden. Der Begriff Shoah stammt aus dem Hebräischen und bedeutet „Unheil“ oder auch „Katastrophe“.
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„Es ist einfach, jemanden zu hassen, aber schwierig, diesen Hass öffentlich zu rechtfertigen. Wenn Menschen im Laufe der Geschichte ihren Antisemitismus rechtfertigen wollten, taten sie das, indem sie Rückhalt bei der obersten Autoritätsquelle ihrer Kultur suchten. Im Mittelalter war das die Religion. Es gab also religiösen Antijudaismus. Im Zeitalter nach der Aufklärung war es in Europa die Wissenschaft. Die tragenden Säulen waren die Naziideologie, Sozialdarwinismus und die wissenschaftliche Untersuchung von Rassen. Heute sind Menschenrechte die oberste Autoritätsquelle der Welt. Daher wird Israel ‒ die einzige uneingeschränkt funktionierende Demokratie mit einer freien Presse und unabhängigen Justiz im Nahen Osten ‒ regelmäßig einer der fünf Todsünden des Menschenrechts bezichtigt: Rassismus, Apartheid, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ethnische Säuberung und versuchter Völkermord.“
(Deutsche Übersetzung bereitgestellt von Audiatur Online)
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Deutsch-jüdische Geschichte

Im 18. Jahrhundert setzte in Europa die Aufklärung ein. Philosophen und Gelehrte sprachen allen Menschen die gleichen Rechte zu. Die Emanzipation, die Befreiung aus der Unfreiheit, war jedoch keine plötzliche Veränderung, sondern ein lang andauernder Prozess. Auch im Judentum verbreitete sich im 18. Jahrhundert diese neue Bewegung, die „Haskala“ (jüdische Aufklärung). Einer ihrer bedeutendsten Vertreter war Moses Mendelssohn (1729‒1786). Es kam im 19. Jahrhundert zu einer kulturellen Blütezeit des jüdischen Lebens und auch in den Naturwissenschaften erlangten jüdische Wissenschaftler bedeutende Fortschritte.

Doch kennzeichnete die Vertreter der europäischen Aufklärung ein gespaltenes Verhältnis zum Judentum. So fordern die Ideale der Aufklärung zwar Toleranz und Gleichberechtigung, doch gleichzeitig wurde das Judentum als eine rückständige Religion angesehen. Zudem führten die Bemühungen nach rechtlicher Gleichstellung und gesellschaftlicher Akzeptanz letztlich auch zu Diskussionen um die jüdische Identität und zu einer Spaltung der jüdischen Gemeinde. Welche Streitpunkte standen im Mittelpunkt der jüdischen Aufklärung? Welche jüdischen Einflüsse gab es im 19. Jahrhundert?
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Jüdische Aufklärung

Die Ideen der europäischen Aufklärung beeinflussten das Judentum und führten zu einem Wandel der Selbstwahrnehmung vieler Jüdinnen und Juden. Vertreter der jüdischen Aufklärung wie der jüdische Philosoph Moses Mendelssohn forderten eine kulturelle Anpassung an die christliche Umwelt und eine Modernisierung der jüdischen Religion und Gesetze: Jüdinnen und Juden sollten sich aus ihrer traditionellen Welt hinausbewegen ohne jedoch ihre eigene Religion gänzlich aufzugeben.

Toraübersetzung

Im Jahr 1783 veröffentliche Mendelssohn eine deutsche Übersetzung der Tora. Sie bot vielen jiddischsprachigen Jüdinnen und Juden die Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Er beabsichtigte damit, das Judentum für die Bildung und Kultur zu öffnen und dessen gesellschaftliche Integration zu fördern.

Israel Jacobson

Der Bankier und Rabbiner Israel Jacobson (1768‒1828) setzte sich für die Interessen jüdischer und christlicher Benachteiligter ein. Er errichtete zum Beispiel eine Schule, die später auch von christlichen Schülern besucht wurde.

Reformgottesdienst

1810 eröffnete Jacobson den Jacobstempel mit dem ersten jüdischen Reformgottesdienst, der auf Deutsch gehalten und von Chorgesang und Orgel begleitet wurde. Die Angleichung von Judentum und Christentum mit dem Ziel eines gemeinschaftlichen Fortschrittes zum Besseren hatte er sich, von Mendelssohn beeinflusst, auf die Fahnen geschrieben. Die Idee des Reformgottestdienst breitete sich bis nach Nordamerika aus.

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Besonders unter jungen Jüdinnen und Juden war die Bereitschaft groß, da sie sich oft als Bürger jüdischen Glaubens und Teil der Nation ansahen und nicht mehr als ein Teil einer geschlossenen Gruppe. Vereinzelnd konvertierten sie freiwillig zum Christentum wie zum Beispiel der Schriftsteller Heinrich Heine (1797‒1856). Doch nicht alle Jüdinnen und Juden teilten die Ziele der jüdischen Aufklärer. Viele sahen die Veränderungen und das Loslösen von jüdischen Traditionen kritisch. Im 19. Jahrhundert bildete sich eine orthodoxe Bewegung, die sich vom Reformjudentum abgrenzte. Einer ihrer führenden Vertreter war der Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808‒1888). Während das Reformjudentum sich durch eine Öffnung für die christliche Umwelt und Kultur eine Verbesserung des jüdischen Status in der Gesellschaft versprach, suchten orthodoxe Juden in ihrer Religion nach Antworten. Sie orientierten sich an der schriftlichen und mündlichen Überlieferung des Judentums und lebten streng nach der Halacha. Die religiösen Schriften und Lehren sollten im Zentrum des Lebens und der Ausbildung stehen – und nicht die fremde, christliche Kultur und deren Wissenschaften.
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1812 - Preußisches Judenedikt

Im Zuge weitreichender Reformen verlieh der preußische Staat den jüdischen Bewohnern im Jahr 1812 den Bürgerstatus. Obwohl dies mit einer Gleichstellung an Rechten und Pflichten verbunden war, beinhaltete dies nicht das Recht zum Staatsdienst in Verwaltung, Justiz oder dem Offizierskorps. Dennoch brachten Juden ein Jahr später ihr staatsbürgerliches Verständnis zum Ausdruck, indem sie sich in den Befreiungskriegen gegen Frankreich als Freiwillige meldeten.

Auszug der ostpreußischen Landwehr ins Feld 1813

Der Maler Gustav Graef inszenierte dies in der Mitte des 19. Jahrhunderts rückblickend in seiner Darstellung Auszug der ostpreußischen Landwehr ins Feld 1813, indem er einen sich von seinen Eltern verabschiedenden jüdischen Freiwilligen im rechten unteren Vordergrund prominent in Szene setzte.

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Am Ende des 19. Jahrhunderts erhielten Jüdinnen und Juden in Europa dieselben Rechte wie die christlichen Bürger, im Deutschen Kaiserreich wurden sie 1871 rechtlich gleichgestellt. Sie waren Unternehmer, Schriftsteller, Künstler oder auch Wissenschaftler und prägten die deutsche Geschichte und Kultur. Viele traten zum Christentum über und sahen sich selbst vielmehr als „deutsche Bürger jüdischen Glaubens“ an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Errungenschaften und Entdeckungen in den Naturwissenschaften. In fast allen Wissenschaften standen jüdische Gelehrte in den vordersten Reihen.

Doch trotz der rechtlichen Gleichstellung und Errungenschaften stießen Jüdinnen und Juden auf Vorurteile und blieben noch lange stark benachteiligt – etwa an den Universitäten oder im Staatsdienst.
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Albert Einstein

Der Nobelpreisträger Albert Einstein (1979‒1955) gilt als einer der bedeutendsten Physiker. Bereits 1905 veröffentlichte er seine ersten Arbeiten zur Relativitätstheorie. Und auch zur Quantenphysik leistete er wesentliche Beiträge. 1934 wurde er aus dem Deutschen Reich ausgebürgert, seine Schriften wurden im nationalsozialistischen Deutschen Reich verbrannt.

Hannah Arendt

Die Philosophin und politische Theoretikerin Hannah Arendt (1906‒1975) gilt noch heute als eine der größten politischen Denkerinnen. In ihren Werken analysierte sie diktatorische und totalitäre Regime. 1961 kommentierte sie den Prozess gegen Adolf Eichmann, der die Deportation der europäischen Jüdinnen und Juden organisiert hatte, und prägte den Begriff der „Banalität des Bösen“.

Moritz Daniel Oppenheim

Moritz Daniel Oppenheim (1800‒1882) gilt als „erster jüdischer Maler“, der eine akademische Ausbildung genoss und weltweit bekannt war. Er malte vor allem Porträts jüdischer Persönlichkeiten und Historienbilder. Viele seiner Bilder widmeten sich dem jüdischen Leben und der Frömmigkeit, aber auch der Identitätsbildung und dem Patriotismus. Besondere Berühmtheit erlangte er durch seine Bilder zu jüdischen Fest- und Feiertagen.

Else Lasker-Schüler

Else Lasker-Schüler (1869‒1945) war eine deutsch-jüdische Schriftstellerin und zählt zu den bedeutendsten expressionistischen Lyrikerinnen. Sie wurde nicht nur als Dichterin, sondern auch als Zeichnerin bekannt.

Theodor Herzl

Theodor Herzl (1860‒1904) studierte in Wien und arbeitete anschließend als Korrespondent bei einer Wiener Zeitung. Er war Schriftsteller, Publizist und Journalist. Im Jahr 1896 veröffentlichte er das Buch „Der Judenstaat“, indem er seine Meinung zur Notwendigkeit der Gründung eines jüdischen Staates beschreibt. Er starb 44 Jahre bevor Israel schließlich gegründet wurde.

Rahel Hirsch

Rahel Hirsch (1870‒1953) war eine deutsch-jüdische Ärztin. Sie arbeitete zunächst nach Abschluss ihres Pädagogikstudiums in Wiesbaden als Lehrerin. 1903/04 promovierte sie im Fach Medizin und arbeitete an der Berliner Charité. Im Jahr 1913 wurde sie als erste Frau in Deutschland zur Professorin der Medizin ernannt.

Paul Ehrlich

Der Mediziner Paul Ehrlich (1854‒1915) gilt als Begründer der Chemotherapie. Er entwickelte unter anderem eine Behandlung gegen Syphilis. Seinen Arbeiten zur Immunität bereiteten große Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen dar.

Sigmund Freud

Sigmund Freud (1856‒1939) ist der Begründer der Psychoanalyse. Seine entwickelte Traumdeutung dient der Erforschung des Unbewussten. Er unterteilte die menschliche Psyche in das „Es“ (Bedürfnisse und Triebe), das „Ich“ (kritischer Verstand) und das „Über-Ich“ (Gebote und Verbote). Noch heute werden seine Methoden angewandt und kritisch diskutiert.

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Antijudaismus

Unter Antijudaismus versteht man die christliche Judenfeindschaft in der Antike und im Mittelalter. Sein Ursprung liegt in der Entstehungsgeschichte des Christentums, in der die Abgrenzung vom Judentum eine grundlegende Bedeutung spielte. Nachdem das Christentum 312 n. Chr. zur römischen Staatsreligion erhoben wurde, begann die Unterdrückung des Judentums. Die jüdische Diaspora wurde als göttliche Strafe gedeutet. Die Lehre der Kirche von den Juden als „Gottesmördern“ beförderte einerseits die Diskriminierung der jüdischen Minderheit. Andererseits diente sie als Rechtfertigung für Judenverfolgungen, bei denen sich religiöser Eifer mit politischen und wirtschaftlichen Motiven verband. Zum Schutz vor solchen Verfolgungen begaben sich die einzelnen jüdischen Gemeinden in einseitige Abhängigkeitsverhältnisse mit Autoritäten wie dem Kaiser, Landesfürsten, Bischöfen oder Städten. In diesen mussten sich jüdische Gemeinden grundlegende Rechte wie den Schutz von Leben und Eigentum sowie die Freiheit zur Religions- und Berufsausübung teuer erkaufen.

Diaspora: Das altgriechische Wort „diasporá“ bedeutet „Zerstreuung“. Der Begriff bezeichnet hier das Leben der jüdischen Minderheit unter vielen Andersgläubigen und verweist auf die Vertreibung nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Jüdinnen und Juden lebten „in der Welt zerstreut“. Heute trifft der Begriff für viele der in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Jüdinnen und Juden nicht mehr zu und Deutschland ist ihre Heimat.

Gottesmord: Der Vorwurf reicht zurück bis ins Jahr 160 und geht zurück auf die Schriften des Bischofs Melito von Sardes. Jüdinnen und Juden wird eine angebliche unaufhebbare Schuld an der Kreuzigung Jesus, der als Sohn Gottes gesehen wird, zugeschrieben. Dieser Verschwörungsmythos ist im christlichen Antijudaismus zentral und wird über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgegriffen und verbreitet.
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Nachdem sich Jüdinnen und Juden in der römischen Provinz Judäa gegen die römische Herrschaft wehrten, zerstörten die Römer im Jahr 70 n. Chr. den Tempel Jerusalems und somit deren religiöses Zentrum. Die jüdische Bevölkerung wurde aus Jerusalem vertrieben und deren Lebensbedingungen immer weiter erschwert.

Zu Ehren des römischen Kaisers Titus und dessen Eroberung Jerusalems 70 n. Chr. wurde ein Triumphbogen errichtet. Eine Bildtafel zeigt den Triumphzug. Zu sehen sind jüdische Sklaven und römische Soldaten, die Kriegsbeute aus dem Tempel Jerusalems tragen.
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SchUM-Städte

Auf dem Boden des heutigen Deutschlands siedelten bereits während des Römischen Reichs Jüdinnen und Juden. Hinweise finden sich schon ab dem 4. Jahrhundert. Erste  Gemeinden bildeten sich im 10. Jahrhundert etwa in Speyer, Worms und Mainz (SchUM-Städte) und unterlagen dem Schutz durch Kaiser und Bischöfe.

SchUM: Die jüdischen Gemeinden, die in Speyer, Worms und Mainz entstanden, bildeten einen Verbund. Die Bezeichnung geht auf die hebräischen Städtenamen zurück: Schpira (Speyer), Warmaisa (Worms) und Magenza (Mainz).

Christlich-jüdisches Zusammenleben

Juden lebten mit Christen zusammen und besaßen in vielen Städten zum Teil Bürgerrechte. Sie gründeten Schulen oder erbauten Synagogen und leisteten im Mittelalter auch durch ihre Handelsbeziehungen einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Städte.

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1. Kreuzzug

Mit der Ausdehnung des Christentums im Mittelalter verbreiteten sich auch judenfeindliche Vorurteile und Stereotype. Als im Jahr 1096 Papst Urban II. zum Kreuzzug aufrief, um das Heilige Land von Feinden des Christentums zu befreien, kam es zu Pogromen an Jüdinnen und Juden. Die Massen wurden angetrieben von weitverbreiteten Vorurteilen und Verschwörungserzählungen. Sie galten als Gottes- bzw. Christusmörder, Hostienschänder oder Brunnenvergifter. Allein in Mainz und Worms fielen etwa 2.000 Menschen den Pogromen zum Opfer. Die Ereignisse stellen einen Einschnitt für das jüdische Leben dar.

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Zeitgenössische Darstellung des Judenhuts

Die jüdische Bevölkerung im Mittelalter wird oftmals mit bestimmten Kennzeichnungen abgebildet wie zum Beispiel dem trichterförmigen „Judenhut“. Diese Kopfbedeckung fand vor allem Einzug in zeitgenössische Darstellungen und kennzeichnete jüdische Männer. Diese Darstellungen prägen bis heute das Bild von Juden im Mittelalter. Eine Pflicht zum Tragen solch eines Hutes gab es nicht. Eine offizielle, allgemeine Kennzeichnungspflicht wie der „Gelbe Fleck“ wurde hingegen erst ab Mitte des 15. Jahrhunderts durchgesetzt, in Frankfurt zum Beispiel 1462.

Wandmalerei

Die hier abgebildete Wandmalerei aus der Katharinenkapelle in Landau (Pfalz) aus dem 14. Jahrhundert bildet die Kreuzigung Jesus durch einen als Juden gekennzeichneten Mann ab und transportiert den antijüdischen kirchlichen Vorwurf des „Gottesmordes“.

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Wohnen im Mittelalter

In den Städten im Heiligen Römischen Reich siedelten sich bestimmte Personengruppen oder auch Berufsgruppen in jeweiligen Wohnvierteln an. Auch jüdische Gemeinden ließen sich in einzelnen Straßen oder ganzen Stadtvierteln nieder. Jüdinnen und Juden lebten jedoch nicht gänzlich abgeschottet von ihrer christlichen Umwelt außerhalb der Stadtmauern in abgeschlossenen Wohnvierteln. Mittelalterliche Judengassen oder -viertel waren nicht gänzlich abgegrenzt und über mehrere Jahrhunderte lebten Juden und Christen zusammen.

Frankfurter Judengasse

Die zum Teil abgeschlossenen Wohnbezirke entstanden erst Ende des 15. Jahrhunderts. Eines der bekanntesten Beispiele ist die 1462 errichtete Frankfurter Judengasse. Die gesonderte Unterbringung versprach den jüdischen Frankfurtern zwar ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht, war aber mit einer Vielzahl weiterer Beschränkungen verbunden.  

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Mitte des 14. Jahrhunderts breitete sich in Europa die Pest aus. Etwa 25 Millionen Menschen, fast ein Drittel der europäischen Bevölkerung, fielen zwischen 1347 und 1953 der Seuche zum Opfer.

Mit Ausbruch der Pest kam es in Europa zu unzähligen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. Ihnen wurde unter anderem vorgeworfen, die Brunnen und das Trinkwasser vergiftet zu haben, sie wurden zum Sündenbock erklärt und seien verantwortlich für die nicht aufzuhaltende Pest.

Zahlreiche jüdische Gemeinden wie Worms, Köln, Mainz, Trier und Koblenz wurden zerstört. An vielen Orten kam es zu Auschreitungen noch bevor die Pest sich bis dahin ausbreitete. und beendete das friedliche Zusammenleben schlagartig.

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Wucherjuden?

Seit dem Mittelalter ist das Stereotyp des „reichen Juden“ oder auch „Wucherjuden“ bis heute verbreitet. Dies geht darauf zurück, dass angeblich durch das Verbot des Zinshandels für Christen vor allem Juden als Geldleiher arbeiteten. Die christliche Kirche verurteilte zwar den Geldhandel und die Verschuldung von Christen, doch konnte sie nie ein rechtliches allgemeines Zinsverbot für Christen aussprechen.

Holzschnitt 1531

Durch berufliche Einschränkungen im Mittelalter, beispielsweise das Verbot, Mitglied einer Handwerkszunft zu sein, gab es im Vergleich zu christlichen viele jüdische Geldverleiher. Doch die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung arbeitete überwiegend im Handel. Darstellungen wie dieser Holzschnitt verbreiteten das Vorurteil des „reichen Juden“.

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Alles koscher?

 „Ihr sollt unterscheiden, was heilig und unheilig, was unrein und rein ist.“ (Lev 10, 10)

In vielen Religionen gibt es Speiseregeln. Sie geben vor, welche Lebensmittel gegessen oder auch wie diese zubereitet werden dürfen. Die jüdischen Speiseregeln heißen „Kaschrut“ („rituelle Einigung“). Lebensmittel werden in koschere („rein“, „geeignet“) und nicht koschere bzw. „treife“ unterteilt. Darüber hinaus gibt es aber auch „neutrale“ Lebensmittel. Darunter fallen pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Getreide. Die Speiseregeln beziehen sich jedoch nicht nur auf Lebensmittel – auch die Herstellung von Textilien oder der Umgang und die Schlachtung von Tieren werden beispielsweise beschrieben. Was beinhalten die jüdischen Speisevorschriften und welchen Hintergrund haben sie? Was darf gegessen werden und worauf sollte verzichtet werden? Gibt es Gemeinsamkeiten zu anderen Weltreligionen?
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Fleischverzehr

Viele religiöse Speiseregeln beziehen sich auf den Fleischverzehr. So ist es im Christentum geboten, freitags Fisch zu essen. Im Islam gilt Schweinefleisch als unrein und Hinduisten verzichten auf Rindfleisch. Im Judentum dürfen ebenfalls nicht alle Tiere verzehrt werden. Wiederkäuer mit gespaltenen Hufen wie Kühe, Meerestiere mit Schuppen und Flossen oder auch Vögel außer Greifvögeln gelten als koscher und sind erlaubt. Damit scheiden Wild, Krustentiere, fleischfressende Tiere und viele andere aus.

Milch und Fleisch

Besonders in Bezug auf sogenannte milchige und fleischige Lebensmittel gibt es einige Regeln. Milch und Fleisch dürfen etwa weder zusammen gekocht, aufbewahrt noch gegessen werden. So haben etwa viele Kühlschränke zwei Bereiche für milchige und fleischige Lebensmittel oder es wird unterschiedliches Geschirr genutzt.

Weinlese

Nicht nur Lebensmittel selbst unterliegen Speiseregeln – auch die Zubereitung bestimmter Produkte wird in den Kaschrut geregelt. So muss etwa Wein, der koscher sein soll, von Juden angebaut und gekeltert sein. Damit die Weinlese als koscher gilt, wird ein Zehntel des Weines geopfert und auf die Erde gegossen.

Unnötiges Leid vermeiden

Die Vorschrift „Za’ar Ba’alei Chaim“ verbietet es, lebenden Tieren unnötiges Leid zuzufügen. Die Tora verbietet jedoch nicht den Verzehr von Fleisch. Unter Befolgung genauer Anweisungen, insbesondere in Bezug auf die Schlachtung, ist der bedachte Verzehr gestattet. Da das Blut der Schlachttiere nicht verzehrt werden darf, müssen Tiere auf eine bestimmte Art und Weise geschlachtet werden. Das sogenannte Schächten soll dazu dienen, dass das Fleisch kein Tierblut mehr enthält.

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Aber woran erkennt man, welche Lebensmittel wirklich koscher sind? Insbesondere außerhalb Israels ist es oft schwierig, koschere Lebensmittel zu kaufen. Traditionell überwacht ein Aufseher, ein sogenannter Maschgiach, die Einhaltung der Speiseregeln. Im Supermarkt können Jüdinnen und Juden aber auch durch Siegel, die „Hechscharim“, koschere Produkte erkennen. Diese Siegel werden von Rabbinern vergeben.
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Antisemitismus im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert kam es infolge der Industrialisierung zu umfangreichen gesellschaftlichen Veränderungen. Immer mehr Menschen zogen in die Städte, der Konsum stieg und eine neue bürgerliche Schicht entstand. Zudem veränderten technische Neuerungen und Erkenntnisse der Wissenschaft die Menschen. Damit einher ging auch ein neuer Blick auf die Religion. In vielen europäischen Ländern setzten sich die Ideen der Aufklärung und der Gedanke durch, Jüdinnen und Juden nicht mehr länger aus der Gesellschaft auszugrenzen. Sie wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den meisten Staaten Europas rechtlich gleichgestellt.

Doch die Frage nach der rechtlichen Gleichstellung und die damit verbundenen Auseinandersetzungen änderten nichts an den Vorbehalten und der Diskriminierung gegenüber jüdischen Mitmenschen. Es entstand eine neue Form der Judenfeindschaft, die die vermeintlich wissenschaftlichen Theorien der sogenannten Rassenforschung nutzte. Der gesamten jüdischen Bevölkerung wurden negative Eigenschaften und eine angebliche Übermacht zugeschrieben.
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Antijüdische Verbände

Viele Gegner der jüdischen Emanzipation organisierten sich in antisemitischen Vereinen, Verbänden und schließlich auch in Parteien. Allein zwischen 1815 und 1848 publizierten sie über 2.000 antisemitische Schriften zur sogenannten Judenfrage.

Hep-Hep-Auschreitungen

Der neu aufkeimende Antisemitismus gegen Jüdinnen und Juden mündete im 19. Jahrhundert in gewaltsamen Ausschreitungen. 1819 kam es zu den sogenannten Hep-Hep-Unruhen gegen die jüdischen Gemeinden zahlreicher Städte. Die Angriffe gingen überwiegend von Handwerkern, Händlern und auch Studenten aus. Juden wurden beschimpft, bedroht und misshandelt. Zum Teil wurden hierbei ganze Geschäfte und Synagogen zerstört. Die Ausschreitungen konnten nur durch den Einsatz der Staatsgewalt beendet werden.

Zeichnung

Zeichnung zu den Hep-Hep-Ausschreitungen in Frankfurt am Main von Johann Michael Voltz von 1819

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Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 wurden alle jüdischen Bürger ‒ zu diesem Zeitpunkt über eine halbe Million ‒ ihren christlichen Mitbürgern gleichgestellt. Als die rechtliche Gleichberechtigung Realität wurde, betonten Antisemiten deren vermeintliche biologische Andersartigkeit, um ihren Ausschluss zu fordern. Die pseudowissenschaftlichen Theorien der Rassenforschung, auf die sich Antisemiten bezogen, missbrauchen hierfür zum Beispiel zeitgenössische Erkenntnisse der Biologie wie den Darwinismus.

Denkanstoß: Worin unterscheidet sich der Antisemitismus des 19. Jahrhunderts vom Antijuadismus der Antike und dem Mittelalter?
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"Antisemitismus - musste wissen Geschichte", hochgeladen am 26. April 2018 von "Wissen 2Go Geschichte"

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Antisemitische Postkarten aus dem Kaiserreich

Im Deutschen Kaiserreich waren antisemitische Vorurteile weitverbreitet. Antisemitische Karikaturen und Bilder wurden vielfach in Zeitungen und Flugblättern abgedruckt.

Auch auf Postkarten wurden antisemitische Texte und Abbildungen abgedruckt, die Juden abwertend darstellten.

Postkarte von 1901

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Die Protokolle der Weisen von Zion, ein vom russischen Geheimdienst gefälschtes Dokument, erschien 1903 und sollte eine angebliche jüdische Weltverschwörung beweisen. Dieser Mythos unterstellt der gesamten jüdischen Bevölkerung, Teil einer Verschwörung zu sein. Sie hätten sich gegen die Menschheit verschworen und würden beabsichtigen, die Weltherrschaft zu erlangen. Obwohl die Schrift bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg als Fälschung entlarvt worden waren, nutzte die nationalsozialistische Propaganda sie, um Juden als feindselige Ausbeuter der Welt zu beschuldigen.

In den 1930er-Jahren kooperierte das nationalsozialistische Deutschland mit arabischen Nationalisten und bildete eine gemeinsame Front gegen Großbritannien und Frankreich. Sie zielten darauf ab, die Entstehung eines jüdischen Staates im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina zu verhindern. So gelang ein großer Teil des deutschen Antisemitismus auch in die arabische Welt. Propagandaschriften wie "Die Protokolle der Weisen von Zion" werden bis heute verbreitet.

Auch in heutigen Verschwörungserzählungen wird dieser Mythos aufgegriffen – nicht zuletzt im Rahmen der Covid-19-Pandemie. Auf unzähligen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen werden antisemitische Codes genutzt und in historischen Vergleichen der Holocaust relativiert. So greifen beispielsweise im Mai 2020 in Stuttgart Demonstranten die angebliche jüdische Verschwörung auf.
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Aufgrund der Diskriminierungserfahrungen und vom zeitgenössischen Nationalismus beeinflusst entstand im späten 19. Jahrhundert eine jüdische Nationalbewegung – der Zionismus. Sein Ziel war die Errichtung eines jüdischen Nationalstaats in Palästina. Einer der maßgeblichen Vordenker war der österreich-ungarische Publizist Theodor Herzl. In seiner Schrift Der Judenstaat aus dem Jahr 1896 vertrat er die Ansicht, nur die Sammlung der Juden in einem eigenen Staat könne die Judenfeindlichkeit überwinden, die eine Gleichberechtigung von Jüdinnen und Juden in den europäischen Staaten verhindere. In den kommenden Jahrzehnten förderten zionistische Gruppen die Auswanderung von Jüdinnen und Juden nach und die Entstehung jüdischer Siedlungen in Palästina, der biblischen Heimat. Auf dem Foto ist eine Gruppe von polnischen Jüdinnen und Juden zu sehen, die 1922 nach Palästina auswanderten.

Zionismus: Der Name der jüdischen Nationalbewegung leitet sich vom Namen des Tempelbergs „Zion“ in Jerusalem ab.
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Nationalsozialismus

Der Kriegsverlauf und die Niederlage des Ersten Weltkrieges verstärkten antisemitische Einstellungen in der Gesellschaft. Juden wurden zum Beispiel für die Niederlage verantwortlich gemacht. Noch während des Krieges wurde 1916 der Anteil der jüdischen Soldaten im Heer erfasst, da ihnen vorgeworfen wurde, sich vor einem Kriegseinsatz zu drücken. Die Ergebnisse wurden jedoch nicht veröffentlicht, was die Vorurteile nur weiter bestärkte.

Im Parteiprogramm der 1920 in München gegründeten Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) spielten antisemitische Positionen von Beginn an eine prägende Rolle. Die Partei setzte sich für den Ausschluss von Juden aus der deutschen Bevölkerung und die Errichtung einer „Volksgemeinschaft“ ein. Adolf Hitler, ab 1921 Parteivorsitzender der NSDAP, knüpfte in seiner erstmals 1925 erschienenen Schrift "Mein Kampf" an bestehende antisemitische Verschwörungserzählungen an. Die jüdische Bevölkerung wurde einerseits als „minderwertig“ bezeichnet und zeitgleich als unmittelbare Bedrohung. Sie sei für die Übel des Kapitalismus sowie die des Kommunismus und die bolschewistischen Gewaltexzesse verantwortlich.

Die antisemitische Propaganda und Politik im Nationalsozialismus führten zu umfassender Diskriminierung und Ausschließung der Jüdinnen und Juden. Im Lauf des Zweiten Weltkriegs fielen über sechs Millionen Menschen der planmäßigen Verfolgung durch den deutschen Staat zum Opfer. Mit diesem Völkermord, häufig als Shoah oder Holocaust bezeichnet, erreichte der Antisemitismus seinen erschütternden historischen Höhepunkt.
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Dolchstoßlegende

Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg verbreitete sich hartnäckig der Mythos der „Dolchstoßlegende“. Demnach sei das deutsche Heer nicht im Kampf gefallen, sondern von der eigenen neuen Regierung nach der Novemberrevolution 1918 verraten worden. Jüdische Bürger wurden zur Zielscheibe von Anschuldigungen. Sie hätten sich vor dem Kriegseinsatz gedrückt, vom Krieg profitiert und seien für die Novemberrevolution und Niederlage verantwortlich.

Reichsbund jüdischer Frontsoldaten

In Reaktion darauf gründeten jüdische Kriegsveteranen den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Er widmete sich dem Andenken der jüdischen Gefallenen und der öffentlichen Anerkennung der von jüdischen Soldaten für Deutschland erbrachten Opfer.

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Machtübernahme NSDAP

Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 wurde der moderne Antisemitismus deutsche Staatsdoktrin. Bereits wenige Monate später wurde die mit der Reichsgründung 1871 hergestellte rechtliche Gleichstellung der Juden aufgehoben. Jüdische Beamte und solche mit jüdischen Vorfahren verloren durch das neu eingeführte Berufsbeamtengesetz ihre Stellung.

Boykott

Ebenfalls im April 1933 führte die Regierung eine Aktion gegen das jüdische Leben in Deutschland durch, indem es für einen Tag den Boykott jüdischer Geschäfte und Dienstleistungen verordnete. Überall in Deutschland kam es infolge der Boykotte auch zu Plünderungen und Gewalt.

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Nürnberger Gesetze

Die Nürnberger Gesetze im Jahr 1935 stellten die Grundlage für weitere Entrechtung und Verfolgungen von Jüdinnen und Juden dar. Sie unterteilten die Bevölkerung in sogenannte Deutschblütige, Mischlinge und Juden, entzogen Jüdinnen und Juden Teile ihrer staatsbürgerlichen Rechte und verboten Eheschließung und Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden. Juden waren fortan Bürger zweiter Klasse.

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Reichspogromnacht

Im November 1938 begann eine neue Phase der antisemitischen Politik. Im ganzen Reich steckten Mitglieder von SA und SS sowie andere überzeugte Nationalsozialisten Synagogen in Brand, zerstörten Geschäfte jüdischer Inhaber und töteten etwa 800 Juden. Darüber hinaus wurden rund 30.000 Juden verhaftet und unter brutalen Haftbedingungen in Konzentrationslagern festgehalten. Dieses Vorgehen leitete den Übergang von der Diskriminierung und dem Ausschluss aus der Gesellschaft zur offenen Verfolgung von Jüdinnen und Juden in NS-Deutschland ein.

Synagoge - Mosbach

Am Morgen des 10. Novembers 1938 wurden in Mosbach die Möbel und Einrichtung der dortigen Synagoge auf dem Marktplatz verbrannt.

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Die sich verschärfende nationalsozialistische Diskriminierungs- und Verfolgungspolitik gegenüber Juden veranlassten viele von ihnen, ihre Heimat zu verlassen. Von den rund 500.000 deutschen Juden emigrierten in den Jahren nach der Machtübernahme der NSDAP rund 300.000. Allein 140.000 fanden in den USA Zuflucht.

Einige Familien mussten sich trennen, wieder anderen mangelte es an finanziellen Möglichkeiten zur Flucht. Für die meisten war das Exil der Schritt in eine unsichere und ungewisse Zukunft, für viele ein Trauma. Am zurückgelassenen Besitz und dem Vermögen der Ausreisenden bereicherten sich der deutsche Staat und die deutschen Banken. Auch Nachbarn und andere Interessierte bedienten sich am Besitz der Vertriebenen und später der Deportierten.

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Mit dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Der Angriffskrieg brachte einen Großteil der jüdischen Bevölkerung Europas unter deutsche Herrschaft. Allein in Polen gerieten rund 3,5 Millionen Jüdinnen und Juden unter nationalsozialistische Herrschaft. Eine der ersten Maßnahmen der deutschen Besatzer war die Einrichtung von Ghettos in polnischen Großstädten. In den abgetrennten und beengten Stadtteilen führten unmenschliche Nahrungsrationierung, fehlende medizinische Versorgung und äußerst beengte Wohnverhältnisse zu Hungertod und Seuchen. Auch die deutschen Juden wurden in diese Ghettos deportiert. Das größte befand sich in Warschau mit rund 360.000 Einwohnern. Viele mussten für deutsche Unternehmen Zwangsarbeit leisten.

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Ab Juli 1942 wurden die Ghettos schrittweise aufgelöst und ihre Bewohner in Vernichtungslager deportiert. Eine jüdische Widerstandsorganisation entstand. Als das Warschauer Ghetto im April 1943 endgültig aufgelöst werden sollte, setzten sich Jüdinnen und Juden mit aller Kraft zur Wehr. Der Widerstand wurde nach harten Kämpfen von den Polizei- und SS-Einheiten niedergeschlagen. Die meisten Bewohner des Ghettos wurden ermordet oder in Vernichtungslager deportiert.
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"Meine Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto Krystyna Budnicka", hochgeladen am 16. Mai.2020 von "Pilecki-Institut Berlin"

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Mit dem Beginn des Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion im Juni 1941 begann eine neue gewaltsame Phase der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Einsatzgruppen aus Angehörigen der Sicherheitspolizei, der Ordnungspolizei und der SS töteten zahlreiche Jüdinnen und Juden durch Massenerschießungen. Innerhalb eines halben Jahres fielen den Mordaktionen rund 500.000 Menschen zum Opfer. Im gesamten Kriegsverlauf ermordeten Einsatzgruppen bis zu 1,5 Millionen Juden. Zeitgleich wurde Juden das Tragen eines Erkennungszeichens in Form eines „Judensterns“ auferlegt, um ihre Ausgrenzung voranzutreiben und Verfolgungsmaßnahmen zu erleichtern.
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Im Januar 1942 führten führende Vertreter der Reichsregierung in Berlin-Wannsee eine geheime Konferenz durch. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde bereits fast eine Million europäische Juden ermordet. Der Völkermord an dem europäischen Judentum wurde auf dieser Konferenz organisiert. Nach ersten Versuchen im Dezember 1941 wurden die Massenerschießungen der Einsatzgruppen durch den Einsatz von Gasen ergänzt, erst in mobilen Gaswagen, dann in stationären Gaskammern, die in Vernichtungslagern errichtet wurden. Diese wurden überwiegend im besetzten Polen errichtet.

Insgesamt wurden in den Vernichtungslagern rund drei Millionen Menschen aus ganz Europa getötet. Das Torhaus des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, durch das die mit Deportierten gefüllten Züge in das Lager einrollten, wurde zu einem zentralen Symbol des Holocaust.
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Das NS-Regime errichtete in Europa ein komplexes Lagersystem, zwischen 1933 und 1945 wurden Tausende Lager gebaut, in denen Opfer inhaftiert und umgebracht wurden. Neben den Vernichtungslagern wurden Arbeitslager errichtet. Die deportierten Juden wurden zum Arbeitseinsatz in Konzentrationslagern und in der Rüstungsindustrie gezwungen, bis sie vor Überanstrengung und Hunger starben. Die unzureichende Nahrungsversorgung in Verbindung mit schwerer körperlicher Arbeit kostete Hunderttausende das Leben.
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Anna Mettbach

Zeitzeugen-Portal - Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

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Als die Befreiung der Lager durch alliierte Truppen bevorstand, räumte die SS diese, um keine Beweise zu hinterlassen. Die Häftlinge mussten beschwerliche Märsche und Transporte in das Innere des Deutschen Reiches auf sich nehmen. Für diese „Evakuierungen“ prägten die Zeitzeugen nachträglich den Begriff des Todesmarsches, denn mörderische Lebensbedingungen und Tötungsaktionen durch die Wachmannschaften ließen etwa ein Drittel der ehemaligen KZ-Insassen den Weg nicht überleben.  

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Über den Raum

Israelbezogener oder israelfeindlicher Antisemitismus ist eine neuere Form des Antisemitismus. Er entstand mit Gründung des Staates Israel und beschreibt nicht nur eine Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden, sondern spricht Israel als jüdischem Staat sein Existenzrecht ab. Dabei lautet die Botschaft von israelfeindlichen Antisemitinnen und Antisemiten: Jüdinnen und Juden haben kein Recht, frei, souverän und selbstbestimmt in einem eigenen Land zu leben.

Durch globale Aufrufe zum wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Boykott wird versucht, Israel zu isolieren. Israelbezogener Antisemitismus ist komplex. Er tarnt sich als legitime Kritik an der Politik Israels, dabei steckt dahinter Hass gegen den Staat Israel, gegen Israelis und gegen Jüdinnen und Juden.

Israelbezogener Antisemitismus ist eine politische Ideologie, die sich gegen den Grundgedanken des Zionismus richtet, nämlich ein Heimatland für alle Jüdinnen und Juden dieser Welt zu schaffen. Deshalb spricht man bei israelbezogenem Antisemitismus auch von Antizionismus.

Die erste zionistische Bewegung entstand Ende des 19. Jahrhunderts in Europa. Die Erfahrung von Jahrhunderten der verwehrten Gleichberechtigung, der Verfolgung und der Ausgrenzung ließen den Wunsch nach einer eigenen Heimstätte für das jüdische Volk aufkommen. Zahlreiche Jüdinnen und Juden wanderten nach Palästina aus. Sie kauften arabischen Großgrundbesitzern Land ab und gründeten Siedlungen. Eine Einwanderungsbewegung nach Palästina setzte ein. Lebten 1882 noch 24.000 Jüdinnen und Juden und 450.000 Araberinnen und Araber in Palästina, waren es 1947 bereits 600.000 Jüdinnen und Juden und knapp 1,2 Millionen Araberinnen und Araber. Doch mit dem UN-Teilungsplan für Palästina begann ein Konflikt, der bis heute währen sollte und es entwickelte sich eine Feindschaft gegen einen Staat und seine Bevölkerung.
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Schoah

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ausmaß der Vernichtung bekannt. Über sechs Millionen Jüdinnen und Juden fielen der planmäßigen Vernichtung zum Opfer. Mit diesem Völkermord, häufig als Shoah oder Holocaust bezeichnet, erreichte der Antisemitismus seinen erschütternden historischen Höhepunkt. In den Jahren nach der Gründung des Staats Israel im Jahr 1948 bestand seine Bevölkerung zu rund einem Viertel aus Überlebenden der Shoah. Nicht zuletzt stellte die jüdische Flüchtlingsbewegung aus Europa einen wichtigen Faktor für die Gründung Israels dar.

Die Ermordung und Vertreibung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland stellen bis heute einen wichtigen Bezugspunkt der heutigen Erinnerungskultur dar. Wie soll man mit der eigenen Vergangenheit umgehen und die Verbrechen und Geschehnisse ausarbeiten? Welche Verantwortung leitet sich daraus ab? Nicht zuletzt prägte die nationalsozialistische Vergangenheit die Entstehung und das Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland und Israels. (Foto: Ministerpräsident David Ben-Gurion verliest die israelische Unabhängigkeitserklärung, 1948)

Erinnerungskulturen: Unter Erinnerungskulturen versteht man, inwiefern sich eine Gruppe, bzw. eine Gesellschaft oder ein einzelnes Individuum mit der Geschichte auseinandersetzt und an die Vergangenheit erinnert. Museen oder Gedenkstätten sind zentrale Orte der Erinnerung und für die Gesellschaft.
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In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und den Völkermord an den europäischen Juden sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR individualisiert. Das bedeutet, dass die deutsche Bevölkerung unter anderem sich selbst entlastete, indem sie Schuldgefühle auf die führenden Vertreter des NS-Regimes abwälzte.

1945 gab es noch über acht Millionen NSDAP-Mitglieder. Sowohl in den west- als auch ostdeutschen Besatzungszonen fand unmittelbar nach Kriegsende die sogenannte Entnazifizierung statt. Diese Maßnahmen hatten zum Ziel, sämtliche verbliebenen nationalsozialistischen Einflüsse zu beseitigen.

Die 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik (DDR) bezeichnete sich als antifaschistische Gesellschaft. Somit versuchte sie, sich von den Verbrechen des Vorgängerregimes abzugrenzen, und eine Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit wurde deutlich erschwert. Die Bundesrepublik Deutschland verstand hingegen die umfangreiche Unterstützung Israels durch die BRD als Teil einer „Wiedergutmachung“.
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Der Eichmann-Prozess 1961 und der Generationenwechsel in den späten 1970er-Jahren ließen die Shoah zu einem allgegenwärtigen Thema in der israelischen Öffentlichkeit werden. Die Shoah ist ein Kernthema der kollektiven Erinnerung und einer der wichtigsten identitätsstiftenden Faktoren der israelischen Gesellschaft. Nicht zuletzt gilt sie der israelischen Politik als Mahnung, einen möglichen weiteren Völkermord an Jüdinnen und Juden unbedingt verhindern zu wollen.

Eichmann-Prozess: Zwischen dem 11. April und 15. Dezember 1961 stand der ehemalige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Jerusalem vor Gericht. Er wurde für den Mord an Millionen Juden für schuldig gesprochen. Er gilt als Organisator der nationalsozialistischen Judenvernichtung.
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"Eichmann: Ende eines NS-Verbrechens", hochgeladen am 16. Dezember 2011 von "DW Deutsch""

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Im Jahr 1963 begannen in Frankfurt am Main die sogenannten Auschwitzprozesse, deren Hauptinitiator der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer war. In mehreren Prozessen wurden die Verbrechen des NS-Regimes in Auschwitz behandelt. Auf der Anklagebank saßen unter anderen SS-Angehörige aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern. In 183 Verhandlungstagen wurden bis August 1965 über 350 Zeugen vernommen. Die Öffentlichkeit verfolgte die Prozesse und wurde mit den Verbrechen konfrontiert.

Sechs der Angeklagten wurden zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt, elf erhielten Haftstrafen zwischen drei und 14 Jahren, drei weitere Angeklagte wurden freigesprochen. Die Prozesse führten bei vielen Menschen zum Umdenken im Umgang mit den Verbrechen. Die Prozesse stießen auch eine Debatte im Bundestag an, die letztlich dazu führte, die Verjährungsfrist von Mord aufzuheben.

Die Aufzeichnungen der Prozesse kannst du dir hier anhören.
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In der Erinnerungskultur des wiedervereinigten Deutschlands nimmt der Völkermord an den europäischen Juden eine zentrale Rolle ein. Die Frage, in welcher Form die Vergangenheit aufgearbeitet und insbesondere erinnert werden soll, führt jedoch immer wieder zu Auseinandersetzungen über den richtigen Umgang mit der Vergangenheit, der Schuld und Verantwortung.
Zum zentralen Gedenkort wurde das 2005 in Berlin eröffnete "Denkmal für die ermordeten Juden Europas". Es besteht aus 2711 unterschiedlich hohen Betonsteinen, die wellenförmig auf einem rund 19.000 Quadratmeter großen Feld stehen. Das Denkmal kann von jeder Seite aus betreten und durchlaufen werden. Ziel ist es, dass sich Menschen einer Auseinandersetzung öffnen und zum Nachdenken angeregt werden. An das Mahnmal ist der "Ort der Information" angeschlossen. Die Ausstellung dokumentiert die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden.
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"Wie soll man am Berliner Holocaust-Mahnmal gedenken?, hochgeladen am 25. Juni 2019 von "Tagesschau"

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Die Entstehung des Staates Israel

Geprägt von jahrhunderterlanger Erfahrung der verwehrten Gleichberechtigung als Bürgerinnen und Bürger, der Ausgrenzung und Verfolgung kam Ende des 19. Jahrhunderts unter europäischen Jüdinnen und Juden der Wunsch nach einer eigenen Heimstätte für das jüdische Volk auf.
Es formierte sich eine jüdische Nationalbewegung: der Zionismus. Die Anhängerinnen und Anhänger der zionistischen Bewegung forderten einen jüdischen Staat, in dem Jüdinnen und Juden selbstbestimmt und sicher leben können.
In der Folge von antisemitischen Gewaltakten und Pogromen, vor allem im Russischen Kaiserreich, flohen zahlreiche Jüdinnen und Juden nach Amerika oder wanderten nach Palästina aus, das damals zum Osmanischen Reich gehörte. Palästina war dünn besiedelt und so kauften Jüdinnen und Juden arabischen Großgrundbesitzern, die selbst nicht in Palästina lebten, Land ab und gründeten Siedlungen.

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Wie entstand die zionistische Bewegung?

Portrait von Theodor Herzl
Portrait von Theodor Herzl
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Der Zionismus ist eine politische Bewegung, die für eine nationale Heimstätte des jüdischen Volkes kämpft. Der Name leitet sich vom Berg Zion in Jerusalem ab, der schon in der hebräischen Bibel (im Christentum: Altes Testament) erwähnt wurde. Zion wurde später auch das Synonym für ganz Jerusalem als Gottes Sitz des jüdischen Volkes. Der Zionismus entstand Ende des 19. Jahrhunderts, nach Jahrhunderten der Verfolgung, Ausgrenzung und antisemitischen Gewalt in vielen Ländern. Hauptbegründer war der österreichisch-ungarische Schriftsteller und Journalist Theodor Herzl (1860-1904).


Noch bis ins 18. Jahrhundert konnten auch in Mitteleuropa Kaiser, Könige sowie Fürsten über Jüdinnen und Juden als eine Art Staatseigentum bestimmen, ihre Ansiedlung verbieten, einschränken und nach Gutdünken Regeln oder Gesetze über sie erlassen. Ebenso wurden sie in ihren beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten stark einschränkt. Bis ins 19. Jahrhundert waren Jüdinnen und Juden weitestgehend rechtlos.
In der Umbruchszeit vor dem Ersten Weltkrieg kam es im damaligen Russischen Kaiserreich und auf dem Gebiet des heutigen Polen zu einer Häufung von grausamen Pogromen gegen Jüdinnen und Juden.
Ganze Gemeinden wanderten infolgedessen nach Amerika oder Palästina aus.
Die jüdische Nationalbewegung des Zionismus sah die Schaffung eines eigenen Staates als einzige Chance für das jüdische Volk, jemals in Freiheit und selbstbestimmt leben zu können.


Sind alle Jüdinnen und Juden Zionistinnen und Zionisten? Ein Beitrag des Anne-Frank-Hauses klärt hier auf.
Portrait von Theodor Herzl
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Noch im Jahr 1917 versprach Großbritannien mit der Balfour-Deklaration die Errichtung einer jüdischen Heimstätte in Palästina, aber auch ein arabisches Königreich von Palästina. Diese Hoffnung verlor sich nach dem Ersten Weltkrieg.

Das Osmanische Reich zerfiel und Palästina wurde ein Mandatsgebiet unter britischer Führung. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 in Deutschland mussten immer mehr Jüdinnen und Juden nach Palästina fliehen. Das sorgte für zunehmenden Unmut unter der arabischen Bevölkerung und führte zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. So kam es auch in arabischen Staaten zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung. Sowohl auf jüdischer als auch auf arabischer Seite gründeten sich paramilitärische Organisationen.

Um die Konflikte einzudämmen, beschränkte die britische Mandatsmacht die jüdische Zuwanderung nach Palästina. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Briten ihre Mandatsherrschaft nicht mehr aufrechterhalten und übergaben sie den Vereinten Nationen. Überfordert mit den vorherrschenden Zuständen, entschieden die Vereinten Nationen am 29. November 1947 mit ihrem Teilungsplan (Resolution 181), das britische Mandatsgebiet Palästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat aufzuteilen.

Am 14. Mai 1948 proklamierte David Ben-Gurion, der erste Ministerpräsident Israels, die Unabhängigkeit Israels und das Judentum erhielt seinen ersten eigenen Staat. Dieser Moment ist auf dem Bild festgehalten.
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Unter König David, etwa im 10. Jahrhundert v. Chr., wurde Jerusalem Davidstadt genannt, die Hauptstadt des jüdischen Reiches. König Davids Sohn Salomo erbaute einen heiligen Tempel, in dem die Bundeslade mit den steinernen Tafeln der zehn Gebote aufbewahrt wurde. Unter der Herrschaft Herodes (73 v. Chr. bis 4 v. Chr.) wurde auf der steinernen Plattform ein prächtiger zweiter Tempel erbaut.

Die Römer unter Titus zerstörten im Jahre 70 den zweiten Tempel. Übrig blieb nur die mächtige Westmauer, heute als Klagemauer bekannt. Zum Abschluss vieler Gebete oder jedes Jahr an einem Trauertag gedenken Jüdinnen und Juden der Zerstörung des Tempels.

Nach Mekka ist Jerusalem der zweitheiligste Ort des Islams. Auf dem sogenannten Tempelberg wurde im 7. Jahrhundert der Felsendom errichtet. Von diesem soll der Prophet Mohammed in den Himmel geritten sein. Der arabische Name für Jerusalem und die prächtige Moschee auf dem Tempelberg lautet al-Quds, übersetzt: die Heilige.

Für das Christentum ist Jerusalem mit dem Wirken und der Kreuzigung Jesu verbunden. Die Grabeskirche in der Altstadt ist einer der heiligsten Orte des Christentums; hier soll Jesus gekreuzigt, beerdigt und wiederauferstanden sein.

Für jede der drei Weltreligionen hat Jerusalem eine besondere Bedeutung. Für Jüdinnen und Juden, die fast zweitausend Jahre keine politische Macht in der Region und in der Stadt hatten, blieb Jerusalem stets ein Sehnsuchtsort. Bis heute wünscht man sich zu Zeremonien oder Feiertagen „Nächstes Jahr in Jerusalem“.

Seit 2.500 Jahren ist Jerusalem mehrfach erobert, zerstört und wieder aufgebaut worden. In der engen, kleinen Altstadt gibt und gab es auch in den Jahrhunderten diverser Herrscher immer ein jüdisches, ein christliches und ein muslimisches Viertel. Um den Zugang zum Tempelberg und der Klagemauer aber wurde seit der Staatsgründung Israels gestritten. Immer wieder kommt es an dem so mit religiöser Bedeutung aufgeladenen Tempelberg zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

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Der Staat Israel besteht seit 74 Jahren – ein noch junges, aber umso vielfältigeres Land. Das Territorium umfasst etwa 0,25 Prozent des Nahen Ostens. Israel ist ungefähr 22.700 km² groß, was etwa der Hälfte der Fläche der Schweiz entspricht, und hat ca. 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Zwischen Religion und Reform hat sich Israel zu einer stabilen Demokratie entwickelt, die aber auch oft innenpolitisch verstritten ist und sich politische Mehrheiten häufig wechseln. Dennoch hat sich eine Gesellschaft geformt, die es schafft, Tradition, Glaube, Toleranz, Fortschritt und Diversität zu vereinen.
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„Israel – Reise vom hippen Tel-Aviv ins heilige Jerusalem", hochgeladen am 11. Dezember 2022 von „WDR Reisen"

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Lexikon

Vollbild
Osmanisches Reich
Ein islamisches Großreich. Es bestand von etwa 1300 bis zum Jahr 1923. Zum Osmanischen Reich gehörten um 1900 in etwa die heutigen Gebiete der Türkei, Israel, Syrien, Jordanien, Irak, die Küsten der arabischen Halbinsel und der Südosten Europas. Benannt war das Reich nach Osman, einem frühen türkischen Herrscher des Reiches.

Arabische Großgrundbesitzer
In Palästina zur Zeit des Osmanischen Reiches gehörte der Großteil des Grund und Bodens reichen arabischen Herren, die meist weit weg von ihrem Besitz in den Städten lebten. Ihr Land ließen sie von arabischen Pachtbauern bearbeiten. Wenn dieses Land an Siedler verkauft wurde, verloren diese Pächter ihre Lebensgrundlage.

Britische Mandatsmacht
Ein Mandat im Völkerrecht bedeutet, den Auftrag zu haben, ein fremdes Territorium zu verwalten oder zu regieren, vergleichbar mit einer Vormundschaft. Die britische Mandatsmacht über Palästina sollte nach dem Fall des Osmanischen Reiches die Interessen des Landes vertreten und das Land auf seine Unabhängigkeit vorbereiten.

König David
David war ein König von Juda und Israel, der etwa 1000 Jahre vor Christus gelebt haben soll. Die Bibel erzählt viele Legenden über David, wie etwa den Kampf gegen einen riesigen Mann namens Goliath. Christinnen und Christen glauben, dass Jesus Christus ein Nachkomme König Davids ist.

Herodes
Herodes der Große war König von Judäa. Sein Herrschaftsgebiet gehörte zur römischen Provinz Palästina, somit war Herodes ein von den Römern eingesetzter König. Während seiner Herrschaft soll Jesus Christus geboren worden sein.

Titus
Titus war römischer Kaiser in den Jahren 69 bis 81. Als Oberbefehlshaber im Jüdischen Krieg schlug er einen Aufstand der Juden nieder. Unter seiner Herrschaft wurde das Kolosseum in Rom erbaut.

Mekka
Mekka ist eine Stadt in Saudi-Arabien. Sie gilt als Geburtsort Mohammeds, der den Islam gegründet hat. In Mekka steht zudem die Kaaba, ein wichtiges islamisches Heiligtum. Musliminnen und Muslime auf der ganzen Welt beten in Richtung Mekka und sollen einmal im Leben zum Heiligtum nach Mekka pilgern.

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Ausstellungsraum 5

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Der Nahostkonflikt

Mit Verabschiedung des UN-Teilungsplans für Palästina begannen erste gewaltsame Auseinandersetzungen. Denn die arabische Seite lehnte die Resolution und damit eine Zwei-Staaten-Lösung ab. Innerhalb kürzester Zeit kam es zum Krieg zwischen Israel und sechs arabischen Nachbarstaaten.

Nachdem am 14. Mai 1948 offiziell der Staat Israel ausgerufen worden war, entstanden weitere Konfliktherde. So griffen noch in derselben Nacht sechs vereinigte arabische Armeen (Syrien, Ägypten, Transjordanien, Libanon, Irak, Saudi-Arabien) Israel an. Jordanien beanspruchte das Westjordanland für sich. Dies war ihnen einst von Großbritannien als Staatsgebiet versprochen worden. Ägypten besetzte den Gazastreifen, Syrien beanspruchte die Golanhöhen. Es ging nicht um ein eigenständiges Palästina, sondern um die Verhinderung eines jüdischen Staates zwischen den arabischen Nachbarstaaten.

Dieser erste Krieg wird in Israel Unabhängigkeitskrieg genannt – in den arabischen Staaten als Nakba, was übersetzt „Katastrophe“ bedeutet, weil Israel den Krieg gewann.
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Über 400 Jahre (1516-1918) gehörte Palästina zum Osmanischen Reich und war unter türkischer Herrschaft. Während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1917 besiegte das britische Truppen das türkische Militär. Das Land Palästina wurde Mandatsgebiet von Großbritannien und stand fortan unter dessen politischen Vormundschaft. Dies wurde 24. Juli 1922 vom Völkerbund in London legitimiert.

Der Völkerbund wurde im Jahr 1919 gegründet und hatte das Ziel weltweit Frieden zu sichern und gute internationale politische Beziehungen zu pflegen. Im Oktober 1945 lösten die Vereinten Nationen den Völkerbund in seinem Bestehen ab.

Ein britischer Soldat kontrolliert die Papiere eines Arabers am Jaffa-Tor in Jerusalem im Jahr 1936.

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Der Teilungsplan der Vereinten Nationen – so sieht man es heute – war von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn er zog willkürliche Grenzen. Ein palästinensischer Staat ohne ein zusammenhängendes Territorium konnte ebenso wenig funktionieren wie ein Staat, der in der Mitte geteilt war. So wurde auf dem Papier ein von Nord nach Süd zusammenhängendes Israel entworfen, mit dem Gaza-Streifen am Mittelmeer und der Westbank, die Jordanien bis in die 1970er Jahre für sich beanspruchte, rechts.
Keine der beiden Parteien konnte zufrieden sein.

Den politischen und militärischen Konflikt im Nahen Osten zwischen Israel und den arabischen Staaten, besonders zwischen Israelis und den Palästinenserinnen und Palästinensern, bezeichnet man als „Nahostkonflikt". Dabei handelt es sich vor allem einen  geographisch begrenzten Territorialkonflikt. Um die Ursachen dieses Konfliktes verstehen zu können, ist es notwendig, die geschichtlichen Hintergründe zu kennen.
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„Der Nahostkonflikt einfach erklärt", hochgeladen am 25. April 2018 von „Mr. Wissen2Go"

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Benannt nach Arthur Balfour, damals britischer Außenminister. Dieser versprach in seiner Erklärung vom 2. November 1917 eine „nationale Heimstätte für das jüdische Volk“ zu errichten.

Beschluss, auch Resolution genannt, der Generalversammlung der Vereinten Nationen (englisch: United Nations; kurz UN). Dieser sollte den territorialen Konflikt zwischen der arabischen und jüdischen Bevölkerung im britischen Mandatsgebiets Palästina beilegen.

Am Tag nachdem der UN-Teilungsplan für Palästina verabschiedet wurde, entbrannte ein gewalttätiger Konflikt zwischen arabischen Milizen und der israelischen Haganah. Als am 14. Mai 1948 David Ben-Gurion den Staat Israel ausrief, griffen die Armeen der arabischen Nachbarländer Syrien, Ägypten, Transjordanien, Libanon, Irak und Saudi-Arabien den neugegründeten israelischen Staat an.

David Ben-Gurion verkündete am 14. Mai 1948 die israelische Unabhängigkeitserklärung und begründete damit den modernen Staat Israel.

Die Haganah (hebräisch: Verteidigung) wurde 1920 gegründet und war eine jüdisch-zionistische Untergrundarmee während Palästina britisches Mandatsgebiet war. Später wurde aus ihr die israelische Armee.

Der Suezkanal ist ein Schifffahrtskanal in Ägypten und seit 1869 ein wichtiger Handelsweg. Am 26. Juli 1956 verstaatlichte der ägyptische Präsident Gamal-Abdul Nasser den Suezkanal. Doch damit brauch er internationales Recht, denn es war Gesetz, dass alle den Kanal frei passieren dürfen. Das löste die Suezkrise aus. Das Vorhaben führte dazu, dass militärische Truppen aus Großbritannien, Frankreich und Israel am Suezkanal einrückten. Die Vereinten Nationen, die USA und die UdSSR mussten deeskalierend einwirken.

Gründung der PLO auf Initiative des ägyptischen Präsidenten Gamal-Abdul Nasser während der Tagung des palästinensischen Nationalrats. Gründungsziel der PLO war es, eine Vertretung des arabischen Volkes in Palästina im Rahmen einer panarabischen Bewegung zu schaffen. Diese Bewegung hatte das Ziel einen großen arabischen Nationalstaat zu bilden.

Ägypten, Syrien und Jordanien bedrohten Israel mit militärischen Angriffen. Daraufhin reagierte Israel mit einem Präventivschlag und eroberte den Gazastreifen und Sinai-Halbinsel von Ägypten, das Westjordanland von Jordanien sowie die Golanhöhen von Syrien und schließlich Ostjerusalem.

Ägypten und Syrien beginnen einen Überraschungsangriff auf Israel an Jom Kippur, dem heiligsten jüdischen Feiertag. Israel verteidigt sich erfolgreich, bis es am 24. Oktober 1973 zum Waffenstillstand kam. Israel geht als Sieger hervor und muss keine Gebiete abtreten.

Basiert auf der Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates, die nach dem Sechstagekrieg beschlossen wurde und zur Friedenssicherung im Nahen Osten beitragen sollte. Das Abkommen zwischen US-Präsident Jimmy Carter, dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin und dem ägyptischen Staatspräsidenten Anwar as-Sadat führt zum Israelisch-ägyptischen Friedensvertrag.

Der Libanonkrieg war ein militärischer Konflikt zwischen der israelischen Armee und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), der im Libanon ausgetragen wurde. Denn die PLO hatte ihr Hauptquartier in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Israel begann nach dem Sechstagekrieg mit dem Bau von jüdischen Siedlungen in palästinensischen Gebieten. Gleichzeitig verschlechtert sich die soziale Situation vieler Palästinenserinnen und Palästinenser. Es gab hohe Arbeitslosigkeit und die Lebenssituation war für viele sehr prekär. Am 8. Dezember 1987 eskalierte die Lage und der „Krieg der Steine“, wie die erste Intifada auch genannt wird, begann. Die gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Palästinenserinnen und Palästinenser und der israelischen Armee dauerte fast sechs Jahre.

Nach geheimen Friedensverhandlungen zwischen der israelischen Regierung und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) unterzeichneten beide Parteien am 13. September 1993 das Abkommen Oslo I und am 24. September 1995 das Abkommen Oslo II. Mit den Vereinbarungen sollte die erste Intifada beendet und stufenweise der Frieden zwischen Palästina und Israel herbeigeführt werden. Beide Seiten erkannten ihr gegenseitiges Existenzrecht an und arbeiteten an Kompromissen, um den Nahostkonflikt friedlich beizulegen.

Für ihre Bemühungen um einen Frieden zwischen Israel und Palästina im Rahmen der Osloer Friedensverhandlungen erhielten Jassir Arafat, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Schimon Peres, Außenminister von Israel und Israels Premierminister Jitzchak Rabin den Friedensnobelpreis.

Der damalige Israelische Premierminister Jitzchak Rabin wird von jüdischem Fundamentalisten erschossen. Dadurch geriet der Friedensprozess ins Stocken.

Nach dem Tod von Premierminister Rabin kam es zum Stillstand im Osloer Friedensprozess. Es konnten keine Einigung oder keine Kompromisse gefunden werden, sodass die Lage im Nahen Osten erneut eskalierte und die zweite Intifada begann, die fast fünf Jahre dauern sollte. In dieser Zeit kam es zu unzähligen gewaltsamen Ausschreitungen und tödlichen Anschlägen durch militante Palästinensergruppen, die in Form von Selbstmordattentaten oder gelegten Explosionen in Cafés, Restaurants und Bussen verübt wurden.

Die USA, die Vereinten Nationen, die EU und Russland stellen als sogenanntes Nahostquartett einen Friedensplan vor, in dem die Gründung eines Staates Palästina in drei Phasen bis Ende 2005 geplant ist.

Mit der Umsetzung des sogenannten Abkoppelungsplans oder Scharon-Plans, initiiert durch den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, wurden einige israelische Siedlungen im Gazastreifen geräumt.

In den Palästinensischen Autonomiegebieten (Gazastreifen, Teile des Westjordanlandes) gibt es bis heute zwei große Parteien: Die Fatah und die Hamas. Die Fatah wurde 1959 u. a. von Jassir Arafat gegründet. Zu Anfang war die Fatah eine militante und gewaltbereite Organisation, dann wandelte sie sich und hat heutzutage moderate Ansichten. Die Hamas entstand 1967 nach dem Sechstagekrieg als Ableger einer ägyptischen Muslimbruderschaft. Ihre Ideologie folgt religiös fundamentalistischen und panarabischen Grundsätzen.
Am 25. Januar 2006 gewann die Hamas mit absoluter Mehrheit die Wahlen in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Dadurch entstand ein Konflikt zwischen den beiden großen Parteien. Dieser endete 2007 – seitdem kontrolliert die Hamas den Gazastreifen und die Fatah Teile des Westjordanladens.

Israel startet eine Militäroffensive gegen die im Libanon operierende Hisbollah (eine von Iran aus gesteuerte militante Organisation). Der Auslöser dafür ist die Entführung zweier israelischer Soldaten durch Mitglieder der Hisbollah.

Nach anhaltendem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen startet Israel die Luftoffensive Gegossenes Blei gegen Einrichtungen und Mitglieder der Hamas. Israel erklärte am 18. Januar 2009 den einseitigen Waffenstillstand und beendete damit die Offensive.

Nach zweijähriger Pause nahmen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wieder Friedenverhandlungen in Washington auf. Es kommt zum Abbruch von palästinensischer Seite, da Israel die palästinensische Forderung für eine Verlängerung des Baustopps für israelische Siedlungen im Westjordanland nicht akzeptiert.

Die Fatah und die Hamas unterzeichneten ein Versöhnungsabkommen, welches eine Übergangsregierung und Neuwahlen innerhalb eines Jahres vorsah.

Der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas stellt bei den Vereinten Nationen einen Antrag auf Mitgliedschaft. Dieser scheitert jedoch wegen geringer Unterstützung aus dem UN-Sicherheitsrat. Dafür nimmt die UNESCO Palästina am 31. Oktober 2011 als das 195. Mitglied auf.

Nachdem israelische Städte aus dem Gazastreifen beschossen wurden, beginnt Israel Militäroperation Säulen der Verteidigung gegen das von der Hamas kontrollierte Gebiet. Erstmals seit Jahren wird gezielt ein Hamas-Militärführer getötet. Militante Palästinenserinnen und Palästinenser reagieren als Gegenreaktion mit Raketenbeschuss auf israelische Städte.

Erneut gerieten die Friedensgespräche zwischen Israel und Palästinenserinnen und Palästinensern ins Stocken. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas lehnte Kompromissvorschläge ab und warb um Beitritt zu 15 UN-Organisationen und führte damit die Bestrebungen nach eigenem Staat weiter aus.

Hamas und Fatah einigen sich auf die Bildung einer Einheitsregierung. Der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vereidigt Übergangsregierung. Israel erkennt die Übergangsregierung jedoch nicht an.

Der Tod eines arabischen Jugendlichen und die Tode dreier israelischer Jungen wurden zum Auslöser einer gewaltvollen Auseinandersetzung zwischen dem israelischen und palästinensischen Militär. Die Hamas und militante palästinensische Gruppen feuerten Raketen vom Gazastreifen Richtung Israel. Israels Militär reagiert mit Luftangriffen und starteten Bodenoffensive in Gaza.

Es kam zum erneuten Beschuss militärischer Ziele im Gazastreifen durch israelische Kampfflugzeuge.

Militante palästinensische Gruppen feuerten Raketen auf israelisches Gebiet ab. Das israelische Militär antwortet mit Gegenbeschuss. Dabei werden die Grenzübergänge zum Küstenstreifen geschlossen.

Zwei Palästinenser schossen in einem Café in Tel Aviv. Einer der Attentäter wurde von einem Wachmann angeschossen und festgehalten, der Zweite floh und versteckte sich aus Versehen im Haus eines Polizisten.

Jerusalem gilt als heiliger Ort für das Christentum, den Islam und das Judentum. Deshalb ist die Stadt sowohl für Israelis und Palästinenserinnen und Palästinenser sehr bedeutend. Am 6. Dezember 2017 erkannte der damalige US-Präsident Donald Trump Jerusalem als Hauptstadt des Staates Israel an und veranlasste, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Doch das war für die palästinensische Seite nicht akzeptabel, wodurch Trump die Friedensverhandlungen gefährdete.

Die Hamas rief zu Protesten und dem Marsch der Rückkehr auf. Mit diesen Protesten wollten die Hamas den Anspruch auf ein „Rückkehrrecht“ der Palästinenserinnen und Palästinenser auf das Gebiet des israelischen Staates untermauern.

Die Golanhöhen sind ein gebirgiger Landstrich zwischen Israel und Syrien. Das Gebiet wurde im Sechstagekrieg 1967 von Israel besetzt und 1981 übernommen, was bis heute völkerrechtlich nicht anerkannt ist. Der Streit zwischen Syrien und Israel um die Golanhöhen gehört bis heute zu einem der schwierigsten Punkte bei Friedensverhandlungen im Nahostkonflikt.

Am 28. Januar 2020 stellen US-Präsident Donald Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in Washington einen Plan für eine Zweistaatenlösung vor. Die palästinensische Seite wurde in die Planung nicht eingebunden und lehnte das Vorhaben ab.

In Anwesenheit des US-Präsidenten Donald Trump unterzeichneten im Weißen Haus der israelische Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Abdullah bin Zayid Al Nahyan einen gemeinsamen Friedensvertrag.

Im Mai 2021 eskalierte erneut ein Konflikt zwischen Israel und Palästina. Die Hamas stellte Israel ein Ultimatum, seinen Einsatz zu beenden. Die Hamas feuerten nach Ablauf des Ultimatums Raketen auf Israel ab. Daraufhin antwortete Israel mit Angriffen auf militärische Ziele im Gazastreifen. Erst nach 11 Tagen wurde eine Waffenruhe beschlossen, wobei sich beide Seiten zum Sieger erklärten.

Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) droht Israel mit Raketenangriffen. Daraufhin griff das israelische Militär den Gazastreifen an und tötete einen Befehlshaber der Organisation. Der Islamische Dschihad kündigte Vergeltungsmaßnahmen an.

Auf Vorschlag ägyptischer Vermittlerinnen und Vermittlern wurden die Angriffe zwischen der israelischen und der palästinensischen Seite beendet.

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Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina
Am 13. September 1993 wurde die erste Friedensvereinbarung, Oslo I genannt, des Oslo-Friedensprozesses (1993-2000) zwischen Israel und Palästina unterzeichnet. Mit der Vereinbarung erkannten sich beide Staaten zum ersten Mal an. Bei diesem wichtigen Ereignis waren viele politische Vertreterinnen und Vertreter anwesend.
Für ihre Bemühungen um einen Frieden zwischen Israel und Palästina erhielten Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin , Jassir Arafat, der Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation sowie der israelische Außenminister Schimon Peres 1994 den Friedensnobelpreis. Nach dem Tod von Jitzchak Rabin am 4. November 1995 gerieten die Friedensverhandlungen ins Stocken, bis sie im Jahr 2000 mit Beginn der zweiten Intifada ganz scheiterten.

Jitzchak Rabin
Ministerpräsident Israel

Jassir Arafat
Vorsitzender der Palästinensischen Befreiungsorganisation

William „Bill“ Clinton
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika

Warren Christopher
Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika

Andrei Kosyrew
Außenminister Russland

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Während der Ausrichtung der Olympischen-Spiele in München wurden am 5. September 1972 elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft von palästinensischen Terroristen überfallen und neun von ihnen als Geisel genommen. Der Versuch die israelischen Sportler zu befreien scheiterte. Alle elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden getötet.
Verantwortlich für das Attentat war die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September. Sie gründete sich 1971 innerhalb der Fatah und führte nach dem Attentat von München weitere terroristische Anschläge durch, die meist israelischen Zielen galten.

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„Das Olympia-Attentat von München 1972“ hochgeladen am 1. September 2022, veröffentlich von „MrWissen2go Geschichte | Terra X“

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Lexikon

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Golanhöhen
Die Golanhöhen sind ein gebirgiger Landstrich zwischen Israel und Syrien. Das Gebiet wurde im Sechstagekrieg 1967 von Israel besetzt und 1981 übernommen, was bis heute völkerrechtlich nicht anerkannt ist. Der Streit zwischen Syrien und Israel um die Golanhöhen ist bis heute zu einer der schwierigsten Punkte in den Friedensverhandlungen im Nahostkonflikt.

Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO)
Die PLO versteht sich als Dachorganisation verschiedener politischer Bewegungen zur Interessenvertretung aller Palästinenserinnen und Palästinenser. Die Organisation fordert einen unabhängigen Staat Palästina. Kritisiert wird, dass auch extremistische Organisationen, die unter Terrorverdacht stehen, Mitglied in der PLO sind.

Camp-David-Abkommen
Ägypten schließt 1979 als erstes arabisches Land Frieden mit Israel. Das Friedensabkommen kam auf Vermittlung des US-Präsidenten Jimmy Carter in der Erholungsanlage Camp David in den USA zustande. Die Staatschefs Menachem Begin (Israel) und Anwar el-Sadat (Ägypten) wurden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit diesem Abkommen spielen die USA eine wichtige Vermittlerrolle im Nahostkonflikt.

Intifada
Das arabische Wort intifada bedeutet „sich erheben", „loswerden", „abschütteln". Es bezeichnet zwei palästinensische (Volks)Aufstände gegen Israel, insbesondere in den israelischen Besatzungsgebieten Gaza, im Westjordanland und Ost-Jerusalem. Im übergeordneten Sinn kann Intifada auch generell den palästinensischen Kampf gegen Israel meinen.

Oslo-Friedensprozess
Eine Bezeichnung für mehrere Abkommen und langwierige Verhandlungsrunden zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) zur Lösung des Nahostkonflikts und Weg in die Zwei-Staaten-Lösung. Die Gespräche fanden unter norwegischer Vermittlung in Oslo statt. Heute gilt der Oslo-Friedensprozess, trotz anfänglicher Erfolge, als nicht abgeschlossen und in wichtigen Punkten gescheitert.

Zwei-Staaten-Lösung
Konfliktlösungsvorschläge im Rahmen der UN-Resolutionen zur friedlichen Lösung der Palästinafrage. Dieses Konzept sieht einen unabhängigen Staat Palästina neben einem Staat Israel vor. Bis heute konnte keine Einigung darüber erzielt werden.

Hamas
Das arabische Wort hamas bedeutet „Begeisterung", oder „Kampfgeist". Die Hamas ist eine radikalislamische, antisemitische Organisation mit dem Ziel, den Staat Israel zu beseitigen. Von der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten, Israel und anderen, auch muslimisch geprägten Staaten, wird die Hamas als terroristische Vereinigung eingestuft.

Fatah
Auf arabisch bedeutet fatah „Eroberung" oder „Sieg". Die Organisation gilt als gemäßigter als die Hamas. Die Fatah hat offiziell dem Terrorismus abgeschworen, erkennt das Existenzrecht Israels an und bildet die stärkste Fraktion in der PLO. Wichtiges Ziel der Fatah ist ein eigenständiger palästinensischer Staat.

Dschihad
Dschihad ist ein Grundgebot der islamischen Religion mit der ursprünglichen Bedeutung die Anstrengung oder der Kampf auf dem Wege Gottes. In Europa wird Dschihad oft mit Heiliger Krieg übersetzt. Die Interpretation des Dschihad ist umstritten. Dschihad kann eine persönliche, religiöse Vervollkommnung bedeuten. Politisch zielt der Dschihad auf die Durchsetzung islamischer Lehren innenpolitisch wie international ab. Das kann auf friedlichem Wege geschehen, Dschihad dient aber auch als Rechtfertigung für den islamischen Terrorismus.

Islamischer Dschihad
Eine islamisch-palästinensische Terrororganisation, die das Existenzrecht Israels und somit auch Friedensgespräche mit Israel grundsätzlich ablehnt. Der Islamische Dschihad ist für zahlreiche Selbstmordattentate, Bombenanschläge und Raketenangriffe auf Israel verantwortlich.
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Was ist israelbezogener Antisemitismus?

Antisemitismus hat eine lange Geschichte und sich wandelnde Gesichter

Sein Ursprung liegt im Antijudaismus des Christentums und der christlichen Kirche, war also zuerst eine religiös motivierte Ablehnung des Judentums. Im 19. Jahrhundert, als nach der Aufklärung die christlichen Kirchen in Europa an Einfluss verloren, wandelte sich der jahrhundertealte Antijudaismus in den Antisemitismus. Zu dieser Zeit entstand die Idee der „semitischen Rasse“. Jüdinnen und Juden wurden zur „jüdischen Rasse“ erklärt, die Fremdkörper im Volk seien. So erweiterte der rassistische Antisemitismus den christlich begründeten Antijudaismus. Auch aus dem Islam entwickelte sich ein Antijudaismus, der schließlich im islamischen Antisemitismus mündete.

Nach der Staatsgründung Israels bekam der Antisemitismus ein weiteres Gesicht, den israelbezogenen Antisemitismus oder auch Antizionismus. Dieser spricht Jüdinnen und Juden das Recht ab, in einem eigenen Staat als freie, gleichberechtigte, selbstbestimmte Menschen zu leben.

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Auf einer internationalen Konferenz des Europäischen Parlaments, die sich dem Antisemitismus und der Zukunft europäischer jüdischer Gemeinden widmete, hielt Rabbiner Jonathan Sacks, ehemaliger Oberrabbiner Großbritanniens, einen Vortrag zum heutigen Antisemitismus.

Eine Übersetzung der Rede findest Du hier.
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„Rabbi Sacks on the connection between antisemitism, anti-Zionism, Judaism and Israel", hochgeladen am 30. April 2019 von „Rabbi Sacks"

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Antisemitismus zeigt sich auch in islamisch geprägten Gesellschaften. Die Historikerin Dr. Ulrike Becker beschreibt diese Erscheinungsform wie folgt: „Im islamischen Antisemitismus verschmelzen degradierende antijüdische Vorstellungen aus der Zeit des Frühislams mit antisemitischen Verschwörungsmythen europäischen Ursprungs zu einer Einheit.“
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„Moscheereport: Islam und Antisemitismus mit Constantin Schreiber“ hochgeladen am 28. Dezember 2019 von „tagesschau.de"

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Wo endet legitime Kritik am Staat Israel und wo beginnt israelbezogener Antisemitismus?

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Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinenserinnen und Palästinensern ist emotional hoch aufgeladen und reicht bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurück. Immer wieder kommt es im Rahmen des Nahostkonflikts und Israels Politik zu antisemitischen Positionierungen. Doch ist nicht jede kritische Auseinandersetzung mit dem Staat Israel sofort antisemitisch.

Ab wann Kritik oder israelbezogene Aussagen antisemitisch sind, kann man in einem ersten Schritt etwa durch den sogenannten 3D-Test prüfen, der von dem israelischen Politiker Natan Scharanski entwickelt wurde.
Dieser legt die folgenden drei Kriterien fest:
Doppelstandards, Delegitimierung und Dämonisierung.


Doppelstandard meint, dass Israel mit anderen Maßstäben als jedes andere Land gemessen wird. Keinem anderen Land würde man beispielsweise das Recht absprechen, sich zu verteidigen, wenn es angegriffen wird. Israel wird der Vorwurf seit seiner Staatsgründung gemacht.

Delegitimierung meint, Israel das Recht abzusprechen, als unabhängiger Staat zu existieren. Jüdinnen und Juden wird verwehrt in diesem Staat sicher und gleichberechtigt zu leben.

Dämonisierung meint, wenn der Staat Israel als das ultimative Böse dargestellt wird. So wird der Zionismus mit dem Faschismus gleichgesetzt oder die israelische Politik mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt.

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„#kurzerklärt: Wann ist Israel-Kritik antisemitisch?", hochgeladen am 25. Januar 2019 von „tagesschau.de"

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Eine weitere Möglichkeit, israelbezogenen Antisemitismus zu erkennen, geht auf die Definition der International Holocaust Remembrance Alliance von Antisemitismus zurück. Ingesamt wurden von der IHRA elf Erscheinungsformen von israelbezogenen Antisemitismus definiert. Im Folgenden sind sieben von ihnen zu lesen:  

Der Vorwurf gegenüber den Jüdinnen und Juden als Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust zu erfinden oder übertrieben darzustellen.

Der Vorwurf gegenüber Jüdinnen und Juden, sie fühlten sich dem Staat Israel oder angeblich bestehenden weltweiten jüdischen Interessen stärker verpflichtet als den Interessen ihrer jeweiligen Heimatländer.

Das Aberkennen des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z. B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.

Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet oder gefordert wird.

Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z. B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.

Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.

Das kollektive Verantwortlichmachen von Jüdinnen und Juden für Handlungen des Staates Israel.

Alle IHRA-Kriterien findes du hier
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Israelbezogener Antisemitismus auf der documenta fifteen in Kassel

Die Documenta ist eine Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Sie findet alle fünf Jahre für 100 Tage in Kassel statt. Das Besondere ist, dass die Ausstellung immer von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern kuratiert wird. Diese dürfen also entscheiden, welche Kunstwerke ausgestellt werden. Im Jahr 2022 fand die Documenta zum fünfzehnten Mal statt. Kuratorinnen und Kuratoren waren Mitglieder des indonesischen Kollektivs ruangrupa. Die Auswahl der Kunstwerke durch ruangrupa sorgte für einen öffentlichen Skandal, denn einige der Ausstellungsstücke zeigten eine israelfeindliche und antisemitische Bildsprache.

Zur Eröffnung der Documenta 15 hielt der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine kritische Rede. In dieser erklärt er den Unterschied zwischen Kunst- und Meinungsfreiheit und israelbezogenem Antisemitismus:

Kunst darf anstößig sein, sie soll Debatten auslösen. Mehr noch: Die Freiheit der Meinung und die Freiheit der Kunst sind Wesenskern unserer Verfassung. Kritik an israelischer Politik ist erlaubt. Doch wo Kritik an Israel umschlägt in die Infragestellung seiner Existenz, ist die Grenze überschritten.

Es fällt auf, wenn auf dieser bedeutenden Ausstellung zeitgenössischer Kunst wohl keine jüdischen Künstlerinnen oder Künstler aus Israel vertreten sind. Und es verstört mich, wenn weltweit neuerdings häufiger Vertreter des globalen Südens sich weigern, an Veranstaltungen, an Konferenzen oder Festivals teilzunehmen, an denen jüdische Israelis teilnehmen.

Ein Boykott Israels kommt einer Existenzverweigerung gleich. Wenn unabhängige Köpfe aus Israel unter ein Kontaktverbot gestellt werden; wenn sie verbannt werden aus der Begegnung und dem Diskurs einer kulturellen Weltgemeinschaft, die sich ansonsten Offenheit und Vorurteilsfreiheit zugutehält; dann ist das mehr als bloße Ignoranz. Wo das systematisch geschieht, ist es eine Strategie der Ausgrenzung und Stigmatisierung, die dann auch von Judenfeindschaft nicht zu trennen ist.“

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„Debatte um Antisemitismus-Vorwürfe bei documenta", hochgeladen am 21. Juni 2022 von „hessenschau"

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„Antisemitismus-Debatte auf der documenta fifteen – Chancen & Grenzen des Dialogs“ hochgeladen am 23. September 2022 von „Bildungsstätte Anne Frank"

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Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus ist komplex. Es gibt viele Quellen. Seriöse Quellen müssen herausgefiltert werden. Das Tool nichts-gegen-juden.de hilft, gegen antisemitische Erzählmuster zu argumentieren.

Seriöse Informationen liefern die Grundlage, um israelbezogenen Antisemitismus erkennen zu können. Tritt israelbezogener Antisemitismus in Erscheinung, sollte der Vorfall gemeldet werden. Eine Meldung macht das Problem sichtbar. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) ist eine Anlaufstelle, um antisemitische Vorfälle zu melden (report-antisemitism.de).

In der Auseinandersetzung um israelbezogenen Antisemitismus ist eine differenzierte Betrachtung nötig. Selten gibt es einfache Antworten. Nichtsdestotrotz existieren rote Linien – wie sie durch die 3D-Regel beschrieben werden.

Während und nach einem antisemitischen Vorfall ist die Suche nach Verbündeten wichtig. Potenzielle Verbündete sollten konkret angesprochen und zur Unterstützung aufgefordert werden. Die Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung OFEK e. V. bietet kostenlose Unterstützung an (ofek-beratung.de).

Ob auf Demonstrationen, bei der Familienfeier oder in den Sozialen Medien: Wenn israelbezogener Antisemitismus verbreitet wird, gilt es zu widersprechen. Der Widerspruch ist wichtig, um allen Beteiligten eine klare Haltung zu zeigen.

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Erster Weltkrieg
Ein Krieg, der von 1914 bis 1918 geführt wurde. Das Deutsche Kaiserreich, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Bulgarien kämpften gegen Frankreich, Großbritannien/Britisches Weltreich, Russland, Belgien, Serbien, Griechenland, Rumänien, Italien, die USA und Japan. Deutschland trägt große Schuld am Ausbruch des Krieges und verlor diesen auch. Der Erste Weltkrieg gilt als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts mit geschätzten 17 bis zu 40 Millionen Toten.

International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA)
Die Internationale Allianz zum Holocaustgedenken hat das Ziel, die Erforschung, Aufklärung und die Erinnerungskultur an den Holocaust zu fördern und Antisemitismus zu bekämpfen. Die Organisation hat  34 Mildgliedstaaten einen Partnerstaat und acht Beobachterstaaten (Stand 2021).

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Politische Ideologien gegen den Staat Israel



Antisemitische Verschwörungsmythen sind resistent und überdauern Zeit und Generationen. Jüdinnen und Juden werden immer wieder als Sündenböcke für Krisenzeiten verantwortlich gemacht. Dinge, die sich nicht erklären ließen oder Ereignisse, für die man selbst keine Verantwortung übernehmen wollte, wurden als Werk von Jüdinnen und Juden bezeichnet. Das passiert auch heute noch.

Mit der Gründung des Staates Israels haben sich antiisraelische Strömungen und politische Ideologien entwickelt, die antisemitische Narrative dafür einsetzen, ein Land zu boykottieren, ihm seine Legitimation abzusprechen und der Bevölkerung ihre Unabhängigkeit zu verweigern.

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Hinter dem vermeintlich harmlosen Begriff „Israelkritik" verbergen sich meist antisemitische Narrative und Ideologien, die von politischen Strömungen verbreitet werden und sich gegen die Existenz des Staates Israel aussprechen. Das Erstaunliche daran ist, dass diese Bewegungen das gesamte politische Spektrum abbilden: Sie kommen von rechts, von links und von christlich bis muslimisch. Ihre gemeinsame ideologische Schnittmenge: Israel, Palästina und der Nahostkonflikt als Projektionsfläche.

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Die Kampagne Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen, kurz BDS, ist eine international operierende Bewegung, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will. Im Mai 2019 stufte der Deutsche Bundestag die BDS-Bewegung als antisemitisch ein. Sie ist politisch dem linken Spektrum zuzuordnen.

Ihre Ziele definierte die Bewegung 2005, indem sie ein Ende der „Okkupation und Kolonialisierung Palästinas“, ein Rückkehrrecht für alle palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Nachkommen sowie gleiche Bürgerrechte für alle Araberinnen und Araber in Israel forderte. Waren, die in Israel oder dem Westjordanland produziert und als „Made in Israel“ verkauft werden, sollen boykottiert und deren Einfuhr verboten werden.

Der Boykott jüdischer Waren hat eine lange Vorgeschichte. Denn unter den Nationalsozialisten hieß es auch schon: „Kauft nicht bei Juden“. Es war Teil einer massiven Entrechtung deutscher Jüdinnen und Juden. Dieses „Gebot“ fand in den 1930er Jahren in der arabischen Welt großen Widerhall. Bereits 1945, also vor der Staatsgründung Israels, beschloss die Arabische Liga, sämtliche in Palästina von Jüdinnen und Juden produzierte Waren zu boykottieren. Nach Staatsgründung Israels wurde dieser Boykott erneut von sämtlichen Ländern und Firmen gefordert, die mit Israel Handel führen.

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„The Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) Campaign", hochgeladen am 27. Februar 2017 von „The Rabbi Sacks Legacy" – mit deutschen Untertiteln

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Der Nahostkonflikt ist innerhalb des politisch linken Spektrums ein kontroverses Thema. Denn es gibt nicht nur Personen, die legitime Kritik an diesem Konflikt üben, sondern auch Personen, die eine pro-palästinensische und israelfeindliche Position einnehmen und das Existenzrecht des Staates Israel delegitimieren und zum Boykott aufrufen.
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TW/CW: Im Video wird über gewaltätige Konflikte gesprochen und Bilder zu diesem Thema gezeigt. „Die Sache mit den Juden - Folge 1: Von links.", hochgeladen am 2. August 2022 von „M. R."

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Ein Beispiel für muslimisch geprägten israelbezogenen Antisemitismus ist die seit 1996 jährlich stattfindende Demonstration in Berlin am sogenannten Al-Quds-Tag (Internationaler Jerusalem-Tag).
Dieser Feiertag wurde am 1. Juni 1979 vom iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini ausgerufen. Auf einigen pro-palästinensischen Demonstrationen kommt es immer wieder zu antisemitischen Äußerungen. Am 1. Juni 2019 beteiligten sich etwa 900 Menschen am antisemitischen Al-Quds-Marsch durch Berlin.
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„Vereint gegen Israel: Antisemitische Al-Quds-Marsch in Berlin 2019", hochgeladen am 1. Juni 2019 von "Jüdisches Forum"

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Verschwörungsmythen
auch: Verschwörungsideologien, Verschwörungserzählungen: Der Versuch, ein Ereignis oder eine Entwicklung als Verschwörung zu deuten. In diesen Theorien arbeitet meist eine Gruppe von Menschen zielgerichtet im Geheimen daran, verschleierte Ziele zu erreichen. Verschwörungsmythen arbeiten mit irrationalen, nicht überprüfbaren Argumenten und Falschinformationen, erschaffen Feindbilder (die Juden, die CIA, die Eliten) und leugnen wissenschaftliche Forschungsergebnisse. Abzugrenzen sind Verschwörungsmythen von Verschwörungstheorien oder -hypothesen, die wissenschaftlich nachprüfbare Belege für tatsächliche Verschwörungen suchen.

Pro-palästinensisch
Eine politische Bewegung, die sich nach eigener Aussage für einen unabhängigen Staat Palästina einsetzt und die Anliegen der Palästinenser unterstützt. Viele Pro-Palästinenserinnen und Pro-Palästinenser verbreiten aber gleichzeitig deutlich antiisraelische und/oder antisemitische Parolen.

Ajatollah Ruhollah Chomeini
Auch bekannt als als Ayatollah Khomeini: politischer und religiöser Führer der Islamischen Revolution von 1979 und später Gründer der Islamischen Republik Iran, die unter ihm zu einer islamischen Diktatur umgebaut wurde. Chomeinis fanatische antiamerikanische und antiisraelische Politik wurde wichtiges Vorbild für den islamischen Fundamentalismus im arabischen Raum.

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#israelkritisch – Antisemitismus in sozialen Medien

„Hass entsteht nicht im Internet, der Hass kommt aus den Köpfen und wird ins Internet getragen"
– Monika Schwarz-Friesel, Kognitionswissenschaftlerin und Antisemitismusforscherin 

Besonders im Internet und in sozialen Medien finden sich vermehrt Kommentare und Postings, die sich gegen Jüdinnen und Juden richten und antisemitistische Einstellungen offen verbreiten und den Staat Israel dämonisieren.
Jeden Tag werden tausende israelfeindliche Inhalte gepostet, geteilt und geliked. Hasskommentare findet man immer mehr in den Kommentarspalten und hetzerische Inhalte verbreiten sich sehr schnell in den sozialen Medien.
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Der Israel-Gaza-Konflikt im Mai 2021 hat zu einer Debatte in den sozialen Medien geführt. Nutzerinnen und Nutzer der sozialen Netzwerke haben die Hashtags #IsraelUnderAttack und #GazaUnderAttack eingesetzt, um ihre Position im Nahostkonflikt kundzutun. Ob sich hinter der Positionierung fundiertes Wissen oder ein emotionales Statement versteckt, war nicht erkennbar.
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Wie im Nahostkonflikt um die öffentliche Meinung gekämpft wird", hochgeladen am 19. Mai 2021 von „ZAPP - Das Medienmagazin"

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Laut einer ARD/ZDF-Onlinestudie von 2020 nutzen 65 Prozent der 14- bis 29-Jährigen Instagram. Dabei wird das Netzwerk nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zur politischen Bildung genutzt.

Antidemokratische Akteurinnen und Akteure nutzen Instagram, um ihre Ideologien zu verbreiten und neue Anhängerinnen und Anhänger zu finden.

Nutzerinnen und Nutzer rufen andere Nutzerinnen und Nutzer dazu auf, sich eindeutig zum Nahostkonflikt oder Israel zu positionieren. Unscheinbare Hashtags wie #freepalestine oder #bds werden unter vermeintlich objektive Beiträge gesetzt. Eine unkritische Nutzung der Plattform kann dazu führen, dass israelfeindliche Inhalte weiterverbreitet und antisemitische Narrative verinnerlicht werden. Denn einen komplexen Konflikt auf wenige Zeichnen zu reduzieren, führt unweigerlich dazu, dass wichtige Fakten und Informationen ungesagt bleiben.

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Die chinesische Plattform TikTok ist vor allem unter jungen Nutzerinnen und Nutzern zwischen 16 und 24 Jahren beliebt.

Im Zuge des Israel-Gaza-Konflikts 2021 verbreiteten sich tausende pro-palästinensische und gleichzeitig israelfeindliche Memes, Lieder und Sketche. Getarnt als vermeintliche „Israelkritik“ drückte sich die „Palästinensersolidarität“ mit dem Hashtag #PLM (Palestinian Lives Matter) aus. Außerdem gab es zahlreiche Beiträge, die die israelische Politik mit jener der Nationalsozialisten oder mit Apartheitsregimen verglichen.

Die Kombination der Hashtags, die eine Israelfahne und einen Schuh zeigen, wurde über 1,8 Millionen Mal aufgerufen. In der arabischen Welt gilt der Schuh als Symbol äußerster Verachtung und Erniedrigung.

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Antisemitische Hasskommentare ohne Konsequenzen?

Der deutsch-israelische Satiriker Shahak Shapira hat über mehrere Monate Hunderte Hasstweets und Facebook-Kommentare gemeldet. Twitter löschte den Großteil der gemeldeten Tweets , die offen Antisemitismus und rassistische Parolen enthielten, nicht. Er beschloss, diese vor die Büroräume der deutschen Twitter-Niederlassung in Hamburg auf den Boden zu sprayen. In seinem Video beschreibt er, mit welchem Hass tagtäglich im Internet zu rechnen ist.


Denkanstoß: Welche Verantwortung haben die Betreibenden von sozialen Medien wie YouTube, Instagram oder Twitter? Sollen sie stärker eingreifen und Kommentare löschen oder sogar zur Anzeige bringen? Oder liegt das nur in der Verantwortung der Nutzerinnen und Nutzer?

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„#HEYTWITTER", hochgeladen am 07. August 2017 von Shahak Shapira, jüdisch-deutscher Künstler

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  1. Israelbezogenen Antisemitismus erkennen
    Wird etwas über Israel oder den Nahostkonflikt gepostet, dann sollte man immer die 3-D-Regel anwenden, um zu prüfen, ob sich in den Inhalten israelfeindliche und antisemitische Aussagen verstecken.

  2. Israelfeindlichen und antisemitischen Äußerungen widersprechen
    Erkennt man israelfeindliche und antisemitische Aussagen, dann sollte man unbedingt den Beitrag melden oder ihm in Kommentaren widersprechen. So kann man andere Nutzerinnen und Nutzer auf die Hassinhalte aufmerksam machen.

  3. Inhalte nicht einfach weiterverbreiten
    Ein emotionales Bild oder ein emotionaler Text können dazu verleiten, einen Beitrag unkritisch zu teilen. Darum sollte immer genau geprüft werden, wie der Inhalt zu verstehen ist. Hier gilt es also, den ersten Tipp anzuwenden. Falls man sich unsicher ist, dann kann man auch seine Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer dazu befragen.

Hörtipp:
„Was tun? Antisemitismus auf Social Media
Ein Podcast der Bildungsstätte Anne Frank

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Über den Raum

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Vieles, was wir über das Judentum oder Jüdinnen und Juden in der Schule oder über Medien lernen, bezieht sich auf die Vergangenheit. Es ist sehr wichtig, über die Geschichte jüdischen Lebens zu sprechen – doch der Blick in die Gegenwart ist ebenso spannend und facettenreich. Denn Jüdischsein bedeutet nicht nur eine Form der Religionsausübung, nicht nur eine Ethnie, nicht nur eine Kultur – vielmehr bedeutet es Vielfalt und Diversität.

Jüdische Lebenswelten sind bunt, multiethnisch und zeichnen sich durch viele unterschiedliche religiöse wie kulturelle Strömungen aus. Kurz: Jüdische Gegenwart ist so viel reicher und diverser als der übliche Geschichtsbuch-Blick darauf. Deshalb widmet sich dieser Ausstellungsraum jüdischem Leben in Hessen – er zeigt junge, engagierte Jüdinnen und Juden, Organisationen und Gemeinden, die jüdische Vielfalt für alle sichtbar und erlebbar machen.

Die jüdische Bevölkerung in Deutschland wird auf 225.000 Personen geschätzt. Rund 92.000 von ihnen sind in jüdischen Gemeinden organisiert. Etwa 14.500 Jüdinnen und Juden sind Mitglied in den jüdischen Gemeinden in Hessen. Frankfurt hat die größte jüdische Gemeinde in Hessen mit fast 6.500 Mitgliedern. Jüdische Gemeinden in Hessen gibt es außerdem in: Bad Nauheim, Darmstadt, Fulda, Gießen, Hanau, Kassel, Limburg, Marburg, Offenbach

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Kulturelles Leben

Die jüdische Kultur ist ebenso vielschichtig und facettenreich wie jede andere Kultur. Viele jüdische Künstlerinnen und Künstler verstehen ihre Werke als Einladung, das lebendige, moderne jüdische Leben kennen zu lernen. Sie thematisieren das Alltagsleben, engagieren sich für Gerechtigkeit, vertiefen sich in die jüdische Debattenkultur oder nehmen Widrigkeiten des Lebens satirisch und selbstironisch auf.

Gleichzeitig zeigen Kulturschaffende in ihren Werken immer auch traumatisierende Erfahrungen aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, dem Holocaust oder dem Nahostkonflikt sind immer präsente Themen und ziehen sich wie ein roter Faden durch das jüdische kulturelle Leben. Zukunftsgewandt bildet die Thematisierung von Herausforderungen immer die Basis für einen Neuanfang. Deshalb beschreibt Daniel Neumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, jüdische Kultur „wie das Licht, das sich in einem Prisma bricht und sich in tausende Farben vervielfacht“.

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Die in Europa ansässigen Jüdinnen und Juden haben schon im Mittelalter eine eigene Sprache ausgebildet, das Jiddische. Jiddisch hat mittelhochdeutsche Wurzeln mit hebräisch-aramäischen, aber auch romanischen und slawischen Komponenten. Die Sprache war nach dem Zweiten Weltkrieg fast ausgestorben, erlebt aber seit einigen Jahrzehnten eine Renaissance. Viele jiddische Begriffe sind in unseren Alltagwortschatz übergegangen.
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beschommeleh: betrügen, jemanden täuschen

betuach: wohlhabend, vermögend

gesejre, geseira: Verhängnis, Gejammer
„Geschäfd is Geschäfd. Doh hilfd kinn Geseire nid.“

kaschar: rein, einwandfrei
„Das Geschäfd is mäh nidd ganz koscher.“

makkah: Schlag, Mangel, Fehler
„Die Pohre hodd ne Magge“ (Die Kuh hat einen Mangel.)

melochoh: arbeiten
„Ne Schbanne Hanneln is besser als ne Elle Malochen“ (Eine Handbreit Handeltreiben bringt mehr als eine Ellenbogenlänge Arbeiten.)

maschal, mauschel: An Beispielen erläutern, mit den Händen reden, undurchsichtige Vereinbarungen treffen.
Im Viehhandel auch: übervorteilen

meschuggoh: wahnsinnig, verrückt
„Bin ich meschugge?“
Im Viehhandel rhetorische Frage als Ablehnung eines überhöhten Preises.

moaus = Groschen,
Moos für „Geld“; „Ohne Moos – nix los.“
Ohne Bargeld keine Geschäfte (zwischen uns).

sachrn: handeln

schtut: Dummheit
„Mach kinn Schduss nidd.“

schlimm-massol: Unglück
„Doh hommäh den Schlammassel.“

schmonze: alberne Geschichte
„Dähme sin Schmus is Schmonzes.“

safal: schlecht, gemein
„Häh is schoofel.“
(Er ist ein gemeiner Kerl.)

schemuoth: Gerede, Schmeichelei

tachlut: Ziel, Zweck
„Wo Schmus nidd hilfd, mußde n Mull voll schwaddsen, on zwar Tacheles.“
(Wo gutes Zureden nicht hilft, da musst du deine Meinung sagen, und zwar unverblümt.)

tinnuf: Schmutz, Schund
„Kaufsde n Goldschdigge oder kaufsde Dinneff?“

mossar: verpfuschen

sussim: Pferde

zaar: Schwierigkeiten, Zank
„Mach kinn Zoores nid.“
(Bereite keine Schwierigkeiten.)

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Jüdische Lebensrealität ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich

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Das Bild zeigt Laura Cazés (rechts) im Gespräch mit Erica Zingher (links) und Daniel Donskoy (mitte). Gemeinsam stellen sie ihr Essayband im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum im November 2022 in Frankfurt vor.

Mir war wichtig, die Selbstbestimmtheit jüdischer Lebenswelten darzustellen, die zwar selbstbestimmt, aber nicht selbstverständlich sind, denn das sind sie auch 2022 in Deutschland nicht. Und gleichzeitig mit der Chuzpe, der Widerständigkeit, zu spielen, die die AutorInnen in ihren Texten nennen.“
– Laura Cazés

Laura Cazés ist Frankfurterin, Leiterin der Abteilung für Kommunikation und Digitalisierung der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und eine der wichtigsten jungen, jüdischen Stimmen in Hessen. Sie beobachtet jüdische Gegenwart sehr genau, schreibt und spricht darüber und vor allem schafft sie Präsenz und Öffentlichkeit.
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„So passt Feminismus zum Judentum – Helene Braun und Laura Cazés zu Gast bei Freitagnacht Jews“ hochgeladen am 30. April 2021 von „WDR“

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Fotograf Rafael Herlich
Fotograf Rafael Herlich
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"Die Zeit wegzuschauen, ist vorbei. Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzungen haben keinen Platz in unserer Gesellschaft"
– Rafael Herlich

Rafael Herlich ist ein wichtiger Chronist jüdischer Kultur in Deutschland. Er stammt aus Tel Aviv, ist Sohn von Holocaust-Überlebenden und lebt seit 1975 in Frankfurt – heute arbeitet er als Dokumentarfotograf.

Mit seiner Kamera dokumentiert Rafael Herlich die Vielfalt jüdischer Kultur: jüdische Feiertage und Feste in den Gemeinden, Bar Mitzwa-Feiern, Hochzeiten oder einfach Menschen in ganz normalen Situationen. Oft zeigt er starke, selbstbewusste Jüdinnen und Juden.

Seine Bilder wurden bereits im Jüdischen Museum, im Haus am Dom in Frankfurt oder dem Hessischen Landtag in Wiesbaden ausgestellt. Rafael Herlich arbeitet auch für die Wochenzeitung Jüdische Allgemeine und hat mehrere Bildbände herausgegeben.

Fotograf Rafael Herlich
Fotograf Rafael Herlich
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„Rafael Herlich – ‚Sehnsucht' – Ein Kurzfilm zur Fotoausstellung“ hochgeladen am 25. Januar 2015 von „BurnArtMusicTV“

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Im Gespräch mit Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen

Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt (Fotograf: Klaus Mai)
Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt (Fotograf: Klaus Mai)
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Warum jüdische Kulturwochen, Herr Neumann?

... weil der Jude als das unbekannte Wesen dadurch vielleicht etwas greifbarer wird. Um sichtbar, erlebbar und spürbar werden zu lassen, dass dieses Wesen, das nur allzu gerne in Schwarz-Weiß-Tönen gemalt wird, in Wirklichkeit farbenfroh und vielschichtig ist.

Denn trotz aller Vorurteile, trotz aller verschrobener Vorstellungen und trotz aller Verschwörungsmythen, die dort draußen kursieren, ist dieses Wesen vor allem eines: nämlich nicht so! Meistens jedenfalls nicht.
Und erst recht ist es nicht durch einseitige, simple oder wahnhafte Zuschreibungen erfassbar, sondern ist stattdessen eher wie das Licht, das sich in einem Prisma bricht und sich in tausende Farben vervielfacht.

Um auch nur einen Hauch dieser Farbvielfalt zu erhaschen, präsentieren wir ein buntes Programm, das Diskussionen, Geschichte, Musik, Literatur, Religion, Humor und vieles mehr umfasst. Und das manch fröhliches, melancholisches, erkenntnisreiches, kurzweiliges, spannendes oder entspanntes Erlebnis beschert.

Textquelle: Jüdische Kulturwoche Darmstadt 2022
Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt (Fotograf: Klaus Mai)
Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt (Fotograf: Klaus Mai)
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Ausstellungsraum 6

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Alltag & Begegnung

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Seit mehr als 1.700 Jahren gibt es Spuren jüdischen Lebens im Gebiet des heutigen Deutschlands. Mehr als 600 Jüdinnen und Juden leben heute in Darmstadt – fünf von ihnen wurden ein Jahr lang mit der Kamera begleitet.

Dina, Eugen, Amelie, Ariel und Liora nehmen uns mit in ihre ganz persönlichen Lebenswelten zwischen Boxclub und Synagoge, Instagram, Gesangsunterricht und Koscher Life, Schabbat, Kunst und Party. Die Jugendlichen erzählen was sie bewegt: Der starke Zusammenhalt der jüdischen Gemeinde, aber auch antisemitische Sprüche.
So unterschiedlich sie sind, eines ist ihnen gemeinsam: Sie wollen als Jugendliche im Hier und Jetzt gesehen werden und nicht als „Aliens“.

Filmtipp:
Verrückte Normalität? Jung und jüdisch in Deutschland
(hier geht's zur Doku: Link)
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„100 Tage, 1700 Jahre - Jüdisches Leben in Darmstadt“ – Trailer zum Film „Auf das Leben!“ von Christian Gropper und Barbara Struif, hochgeladen am 6. Oktober 2021 von „Centralstation Darmstadt“

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Joelle, 18 Jahre aus Frankfurt und Freiwillige der Initiative Meet a Jew

„Jüdisch sein ist ein Teil meiner Identität. Es ist ein Teil von mir, aber nicht alles".

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Um nichtjüdischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Vielfalt und Lebendigkeit jüdischen Lebens zu zeigen, wurde die Initiative „Meet a Jew“ gegründet. Es ist ein Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden in Deutschland.

„Triff einen Juden“ funktioniert so:
Man fragt auf der Projektwebseite eine Begegnung für eine Gruppe an. Daraufhin kommen zwei jüdische Ehrenamtliche zum Beispiel in eine Schulklasse. Dort wird dann erzählt, gefragt, geantwortet: ganz informell, unkompliziert und auf Augenhöhe. Es geht nicht um Geschichte und „Lernstoff“, sondern um individuelle Lebenswelten und den persönlichen Alltag von Jüdinnen und Juden mit seinen vielfältigen Gesichtern und Perspektiven.

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„Jüdisches Leben in Hessen“ hochgeladen am 13. Juni 2022 von „Setzpunkt“ ein Podcast des Hessischen Landtags für junge Hörerinnen und Hörer

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Die Jugendlichen des Amichai Frankfurt – dem Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt – bereiten sich in diesem Video auf das wichtigste Event des Jahres vor: Den Jewrovision Song Contest!
Es ist der größte Gesangs- und Tanzwettbewerb für jüdische Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 19 Jahren. Zu diesem Großereignis, das vom Zentralrat der Juden in Deutschland ausgerichtet wird, kommen zahlreiche jüdische Jugendzentren aus Deutschland und sogar Europas zusammen.

Der Wettbewerb ist an den Eurovision Song Contest angelehnt: Die Gruppen führen ihren „Act“ vor – und dann entscheidet die Jury über den Gewinner. Das Team des Jugendzentrums Amichai Frankfurt konnte 2022 zum zweiten Mal den Sieg nach Hause und nach Hessen bringen.

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„Jewrovision 2022 - Vorstellungsvideo Amichai Frankfurt“ hochgeladen am 29. Mai 2022 von „Jewrovision“

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Alon Meyer, Vorstand des TuS Makkabi Frankfurt 1965 e. V. und Präsident von Makkabi Deutschland

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TuS Makkabi Frankfurt 1965 e.V. ist ein jüdischer Turn- und Sportverein, der für alle Menschen seine Türen öffnet. Der Verein zählt mittlerweile über 3.000 Mitglieder, bietet 32 verschiedene Sportarten an und ist Teil der deutschlandweiten Makkabi-Familie.

Sport verbindet
Der Verein bringt jüdische und nichtjüdische Sportlerinnen und Sportler zusammen. Makkabi schafft einen offenen und toleranten Raum, in dem sich verschiedene Kulturen begegnen, kennen lernen und voneinander lernen können.

Solidarität
Alle sollen die Möglichkeit erhalten, an den Sportangeboten teilzunehmen. Der Verein unterstützt finanziell weniger gut ausgestattete Mitglieder bei den Beitragszahlungen.

Haltung zeigen: Initiative ZUSAMMEN1
Sport als Werkzeug, um Brücken zu bauen: Makkabi wendet sich gegen Antisemitismus, Rassismus und jegliche Art von Diskriminierung. Die Initiative ZUSAMMEN1 forscht nach den Ursachen von Hass und Hetze und bietet konkrete Lösungen an.

Grenzen überwinden
Abseits des Sportplatzes geht auch etwas: Makkabi Deutschland e.V. bietet auch Kulturevents an, um jüdisches Leben vorzustellen: Synagogen-Führung, Musik, festliches Schabbat-Essen und traditionelles Kerzenanzünden.

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„Besuch in einer jüdischen Schule“ hochgeladen am 18. April 2016 von „ARD Mittagsmagazin“

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Kulinarik

Gemeinsam Essen und dabei neue Gerichte probieren: Das ist eine der schönsten Arten, eine andere Kultur kennenzulernen. In Hessen gibt es dafür inzwischen viele Möglichkeiten – von koscher, vegan bis proteinreich – köstlich ist jüdische Küche immer.

Doch wie sieht eine „typisch jüdische“ Küche eigentlich aus?
Die Antwort ist gar nicht so einfach.

Viele denken bei jüdischer Esskultur an die jüdischen Speisegesetze, also koscheres Essen. Das ist richtig – aber nicht alle Jüdinnen und Juden ernähren sich koscher.

Andere denken bei jüdischer Küche eher an die israelische Küche. Immerhin ist diese seit einigen Jahren ein wahrer Foodtrend und wird immer beliebter.

Die ursprüngliche regionale Küche Israels ist die der Levante, des östlichen Mittelmeers – und diese ist stark von der arabischen Küche geprägt. Da die jüdische Bevölkerung in Israel ihre Wurzeln in Europa, Russland und vielen anderen Ländern des Nahen Ostens oder Nordafrika hat, brachten die eingewanderten Jüdinnen und Juden ihre Landesküche in die neue Heimat Israel mit. So sind ungarische Rezepte oder spanische Gerichte, Backwerk aus Deutschland oder Einflüsse aus Ägypten klassischer Bestandteil israelischer Kulinarik.

Die jüdische oder israelische Küche spiegelt daher auch den jungen, multiethnischen Staat Israel wider. Wenn wir die jüdische Küche in Hessen kennen lernen wollen, werden wir sehr wahrscheinlich kulinarischen Inspirationen aus aller Welt begegnen.
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Wer dieses Gericht nicht kennt, hat vielleicht noch nie durch TikTok & Co. geswiped. Foodblogger sind derzeit geradezu verrückt nach Shakshuka-Rezepten. Weil so viele Menschen Shakshuka als gesundes Soulfood lieben, wurde das Gericht eine Art Botschafter der jüdisch-israelischen Esskultur.

Shakshuka besteht aus versunkenen, im Ofen gestockten Eiern in einer Knoblauch-Chili-Tomatensoße. Davon gibt es tausend Variationen und Interpretationen. Das Gericht geht kosher, low carb oder vegetarisch.

Noch vor wenigen Jahren fast unbekannt, gibt es allein in Frankfurt schon etliche Restaurants, die Shakshuka servieren.

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„Israelische Spezialität: Shakshuka | Schnelle Küche mit Rachael Ray“ hochgeladen am 30. November 2020 von „HGTV Deutschland“

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Viele jüdische Speisegesetze legen den Umgang mit Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs fest.

Ein wichtiger Grundsatz ist: Za’ar Ba’alei Chajim
Es ist verboten, Tieren unnötig Leid zuzufügen.

Koscheres Essen ist aus diesem Grund häufig auch vegan, denn Obst, Gemüse und Getreide gelten als neutral.
Israel entwickelt sich entsprechend auch als Hotspot für Veganismus.

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Was macht eine jüdisch-israelische Seelenkost besonders?
Ein Teller Hummus mit Pita!

„Wenn du dich in Israel mit einem Freund triffst, dann fragst du ihn, ob er mit dir ‚Hummus wischen‘ möchte. [..] Hummus gehört bei uns zur Kultur. Ich kenne keinen in Israel, der das nicht täglich isst. Mir hat das Hummus in Deutschland gefehlt.“ So beschreibt Miki Lev-Ari, Gastronom aus Frankfurt, die Bedeutung des kulinarischen Kulturgutes des Nahen Ostens.

Hummus ist eine Kichererbsencreme mit Sesampaste, Knoblauch, Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Gewürzen. Es ist vielleicht die Speise des Nahen Ostens. Dass sie köstlich ist, darüber sind sich selbst Israelis und Araber einig. Doch wer hat’s erfunden, Juden oder Araber? Das weiß niemand.

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Ernähren sich Jüdinnen und Juden nach den traditionellen Speisegesetzen, dann benötigen sie ein besonderes Angebot an Nahrungsmitteln.

In Hessen gibt es sogar Supermärkte, die sich auf die koschere Ernährungsweise spezialisiert haben: Waren aus Israel, heimische Lebensmittel, Frischwaren, typische Gewürze und Besonderheiten für jüdische Feiertage – alle Produkte haben ein „Koscher Siegel“.
Aber auch in allen anderen Supermärkten finden sich koschere Lebensmittel. Im Internet kann man sogenannte „Koscherlisten“ finden, auf denen werden alle Lebensmittel aufgeführt, die von Rabbinerinnen und Rabbinern geprüft und als koscher befunden wurden.

Koscheres Essen ist auch für nichtjüdische Personen interessant, die sich bewusst ernähren wollen. Koscheres Fleisch darf beispielsweise nicht aus Massentierhaltung stammen und muss von hoher Qualität sein.

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Religion & Tradition

Ein Jude erlitt einst Schiffbruch. Er lebte viele Jahre allein auf einer Insel. Dann kam ein Schiff und wollte ihn retten. Der Jude zeigte den Seefahrern, was er in den Jahren gebaut hatte: Ein Haus und eine Synagoge, dann ein Feld und noch eine Synagoge. Die Retter waren verwundert. Warum braucht ein Mensch zwei Synagogen? Der Jude antwortete: ‚In diese gehe ich beten. In die andere setze ich keinen Fuß!‘

Dieser selbstironische jüdische Witz hat einen historischen und aktuellen Bezug. Denn die jüdische Religion wird und darf immer wieder hinterfragt und neu ausgelegt werden. Dadurch entstehen lebhafte Diskussionen und es gibt entsprechend viele religiöse Strömungen im Judentum. Und diese Strömungen sind fließend: Jemand kann sich zwar einer bestimmten religiösen Ausrichtung zugehörig fühlen. Das heißt aber nicht, dass die oder derjenige sich an alle Riten und Bräuche hält, die diese Auslegung vorschreibt.

Es gibt auch viele säkulare, nichtreligiöse Jüdinnen und Juden. Viele von ihnen feiern die religiösen Feste gerne nach traditionellen Bräuchen. Für sie sind es dann eher schöne Familienfeste, die ein Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit vermitteln.

Das Judentum ist eine Religion der Tat. Deshalb gibt es viele Rituale, die an jüdischen Feiertagen durchgeführt werden. Willst du mehr über jüdische Bräuche und Traditionen erfahren, dann schau doch mal in dieses Exponat.

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Brückenbauen zwischen den Menschen

Dr. Don Aviv ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Gießen. In einem Interview erklärt er, wie jüdische Religion und Tradition heute gelebt wird.

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Die jüdische Gesamtbevölkerung in Deutschland wird auf 225.000 Personen geschätzt. Rund 92.000 von ihnen sind in jüdischen Gemeinden organisiert. Etwa 14.500 Jüdinnen und Juden sind Mitglied in den jüdischen Gemeinden in Hessen. Frankfurt hat die größte jüdische Gemeinde in Hessen mit fast 6.500 Mitgliedern. Jüdische Gemeinden in Hessen gibt es außerdem in: Bad Nauheim, Darmstadt, Fulda, Gießen, Hanau, Kassel, Limburg, Marburg, Offenbach.

Die Kehillot sind das Zentrum einer jüdischen Gemeinde und für viele auch das Herz der jüdischen Community. Die Selbstverwaltung der jüdischen Gemeinschaften war und ist immer noch von immens hoher Bedeutung für die Jüdinnen und Juden in der Diaspora, der Zerstreuung außerhalb des Heiligen Landes.

Die Kehillah ist die heilige Gemeinde und religiöses Zentrum mit einer oder mehreren Synagogen. Ihr angegliedert sind häufig auch Einrichtungen der Sozial-, Bildungs-, Armen- und Krankenfürsorge und andere Kultureinrichtungen. Die Jüdische Gemeinde repräsentiert die Community zudem nach außen und organisiert Treffen der Gemeindemitglieder. In ihrem Selbstverständnis betonen die Jüdischen Gemeinden in Hessen die Vielfalt jüdischen Lebens und sind auch für säkulare Einflüsse, also nicht rein religiöse Lebensbereiche, offen.


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Traditionell müssen zehn jüdische Männer in einer Synagoge versammelt sein, um einen Gottesdienst abhalten zu dürfen. Die Einhaltung dieser Mindestgröße wird durch eine Personenzählung – auf Hebräisch: Minjan – vor Beginn des Gottesdienstes überprüft.

Im liberalen Judentum, auch Reformjudentum genannt, gibt es eine egalitäre Strömung, bei der Frauen und Männer gleichberechtigt gezählt werden. Diese Form einer liberalen jüdischen Synagogengemeinschaft heißt Egalitärer Minjan.

In der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main gibt es einen Egalitären Minjan. Dieser wird von einer Rabbinerin geleitet.
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Die Jüdische Gemeinde Hanau öffnet ihre Türen und lädt zu einer Führung durch ihre Synagoge ein. Gemeinsam mit Oliver Dainow, Geschäftsführer der Gemeinde, Rabbiner Shimon Großberg und Religionslehrer Benni Pollak können wir uns auf Entdeckungsreise begeben.

Durch einen Blick hinter die Kulissen erfahren wir mehr über das Gotteshaus von Jüdinnen und Juden, die jüdische Religion, über Gebetbücher und Gebete, die Bedeutung der Thora, das ewige Licht und die Menora.

Noch mehr entdecken?
Hier gehts zur virtuellen Ausstellung der Jüdischen Gemeinde Hanau: Link

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„Synagoge allgemein“ aus der virtuellen Ausstellung „Judentum digital“ der Jüdischen Gemeinde Hanau

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„Aron Hakodesh“ aus der virtuellen Ausstellung „Judentum digital“ der Jüdischen Gemeinde Hanau

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„Menora“ aus der virtuellen Ausstellung „Judentum digital“ der Jüdischen Gemeinde Hanau

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Die Westend-Synagoge in Frankfurt gilt als eine der schönsten Synagogen Deutschlands. Sie überstand schwer beschädigt als einzige von vier weiteren Frankfurter Synagogen die Novemberpogrome 1938 und die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges. 1950 wurde der Jugendstilbau nach provisorischer Renovierung wiedereingeweiht und von 1989 bis 1994 originalgetreu restauriert.

Die Westend-Synagoge ist das größte jüdische Gotteshaus Frankfurts. Sie bietet verschiedenen Richtungen innerhalb der Jüdischen Gemeinde ein Zuhause. Wie alle Synagogen ist auch sie keine reine Gottesdienststätte. Es gibt eine Bibliothek, Lehrräume und Sozialräume für Begegnungen und gemeinschaftliches Miteinander. Gleich neben der Westend-Synagoge liegt die Jüdische Volkshochschule Frankfurt.

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